Börsengang? Was Mobile.de und Autoscout24 erreichen wollen – und was realistisch ist

Die Gerüchte über Verkauf oder Börsengang der großen Gebrauchtwagenplattformen Mobile.de und Autoscout24 wabern schon seit Jahren. Doch nun wird es zusehends konkreter: Die Gebrauchtwagenbörse Mobile.de könnte bereits im kommenden Jahr in Frankfurt an die Börse gehen. Das berichtete unlängst die Nachrichtenagentur Reuters unter Verweis auf Insider.

Demnach haben die Finanzinvestoren Permira und Blackstone, denen die Mobile.de-Muttergesellschaft Adevinta seit 2023 gehört, Kontakt zu Beratern aufgenommen. Und auch beim Wettbewerber Autoscout24 gibt es Spekulationen über einen Eigentümerwechsel.

Zu Adevinta gehören neben dem deutschen Gebrauchtwagen-Marktführer Mobile.de auch die italienische Online-Börse Subito.it und die spanische Gebrauchtwagenbörse Coches.net. Permira und Blackstone hatten für Adevinta 2023 rund 12 Milliarden Euro bezahlt

Nun sollen sie die Aufspaltung erwägen und die Portale in den einzelnen Ländern verkaufen oder an die Börse bringen wollen. Dem Bericht zufolge streben die Eigentümer allein für Mobile.de eine Bewertung von bis zu zehn Milliarden Euro an.

Branchenbeobachter wie Christopher Ley, Partner bei der Unternehmensberatung Berylls by AlixPartners halten das für etwas optimistisch. Er schätzt den Jahresumsatz 2024 von Mobile.de auf etwa 475 Millionen Euro.

Der bereits börsennotierte britische Marktführer Autotrader kommt bei einem deutlich höheren Umsatz von umgerechnet rund 685 Millionen Euro auf eine Marktkapitalisierung von etwa 8,4 Milliarden Euro. "Angesichts dessen liegt die angestrebte Bewertung von zehn Milliarden Euro für Mobile.de eher am oberen Ende der Fahnenstange", sagt Ley.

Doch der Zeitpunkt für einen Verkauf sei abgesehen von der makroökonomisch schwierigen Lage derzeit günstig: "Das Geschäft der Gebrauchtwagenbörsen ist hochprofitabel und die Verkaufszahlen wachsen derzeit dank Nachholeffekten aus der Zeit des Fahrzeugmangels", sagt Ley.

In der Tat sind Gebrauchtwagenbörsen wahre Gelddruckmaschinen. Adevinta verzeichnete mit seinen europaweit 25 Marktplätzen in zehn Ländern 2023 einen Umsatz von 1,83 Milliarden Euro. Davon blieben knapp 36 Prozent EBITDA übrig.

Auf ähnliche Werte kommt auch der Wettbewerber Autoscout24. Laut den aktuellsten verfügbaren Geschäftszahlen aus dem Jahr 2022 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz von 289 Millionen Euro, wovon 140 Millionen als Gewinn (EBITDA) übrig blieben.

Autoscout24 dürfte seit 2022 merklich an Umsatz hinzugewonnen haben. 2022 übernahm das Unternehmen die B2B-Auktionsplattform Autoproff. Zudem herrschte 2022 branchenweit ein Mangel an Gebrauchtwagen, der das Angebot auf den Plattformen und damit das Umsatzpotential gedämpft hat.

"Der Marktwert von Autoscout24 wird auf eine ähnliche Höhe wie die Marktkapitalisierung von Auto-Trader mit rund 8,5 Milliarden Euro geschätzt", sagt Ley. Damit könnten der derzeitige Eigentümer, der Private Equity Investor Hellman & Friedmann bei einem Verkauf oder Börsengang eine satte Rendite einstreichen. Der Investor hatte Autoscout24 im Jahr 2020 für rund 2,9 Milliarden Euro gekauft.

Da viele Private Equity Gesellschaften ihre Investments etwa fünf Jahre halten, wäre ein Verkauf an der Zeit. "Viele Investoren der Gebrauchtwagenbörsen sind am Ende ihres Investitionszyklus. Dass sie einen Börsengang oder Weiterverkauf anpeilen, liegt nahe", meint Ley.

In einem Interview mit der Automobilwoche betonte CEO Peter Brooks-Johnson indes, ein Börsengang stehe derzeit nicht auf seiner Agenda. "Ich habe erst kürzlich das Gerücht gehört, dass wir Ende des Jahres an die Börse gehen. Genau das gleiche Gerücht habe ich bereits vergangenes Jahr gehört. So ist das, wenn man einen Private Equity Eigentümer hat."

Dass es einen Eigentümerwechsel geben wird, davon ist er jedoch überzeugt. "Ich bin mir sicher, dass Hellman & Friedman eines Tages nicht mehr der Eigentümer von Autoscout sein wird."

Der richtige Kandidat, um Autoscout an die Börse zu führen wäre Brooks-Johnson vermutlich. Vor seinem Wechsel zu Autoscout leitete er mehrere Jahre die seit 2006 börsennotierte britische Immobilienplattform Rightmove. In dieser Zeit stieg der Aktienkurs des Unternehmens um 90 Prozent.