„What a day!“, mit diesen Worten eröffnete Chefredakteur und Herausgeber Burkhard Riering den zweiten Tag. Neben US-Wahl und Ampel-Aus war auch auf dem Automobilwoche Kongress einiges los. Wer nicht dabei sein konnte, kann die wichtigsten Punkte hier noch einmal nachlesen.
Daten, Chips und ein "Riesenfehler": Die Highlights des zweiten Kongress-Tags
Nach dem Tag der politischen Erdbeben zeigen CEOs und Experten auf dem Automobilwoche Kongress, was der Branche Zuversicht machen kann.
Bosch-CEO Stefan Hartung spricht sich gegen zu viel Regulierung der KI aus. Stattdessen gelte es, die Chance zu nutzen. Bei Computern und Technik habe Europa den Anschluss verloren, bei diesem Thema „haben wir nochmal eine Chance“, sagte er.
Bosch sieht er gut aufgestellt, bei der Versorgung mit KI-Chips ebenso wie beim Thema Fahrwerksabstimmung, bei dem der Zulieferer traditionell stark ist.
Es folgt ein leidenschaftliches Plädoyer für den EU Data Act von Patricia Stich, Vorständin Volkswagen Group Info Services AG / Head of Data Platform & Services Cariad. Sie argumentiert, dass sowohl Nutzer als auch Unternehmen Vorteile durch die einheitliche Richtlinie für den Zugang zu Daten haben.
Unternehmen haben die Möglichkeit, auf Basis von Daten fundierte Entscheidungen zu treffen, die ihre Produktivität erhöhen. Nutzer wiederum seien durchaus bereit, ihre Daten zu teilen, wenn ein entsprechender Mehrwert vorhanden ist. Deshalb appelliert sie, den EU Data Act als Chance zu begreifen.
Angesichts der politischen Unsicherheit wirbt BMW-Chef Oliver Zipse für Technologieoffenheit und warnt vor Zöllen, wie die der künftige US-Präsident Donald Trump plant. "Es ist ein Irrtum, zu glauben, man könne sich mit Zöllen schützen", sage er. Statt Abgrenzung seien Partnerschaften die richtige Antwort auf aktuelle Herausforderungen.
Zugleich warnte Zipse vor dem geplanten faktischen Verbrenner-Verbot ab 2035, das er als "Riesenfehler" bezeichnet. "Märkten verhalten sich nicht tagesgenau", sagt er. Es gebe bessere Wege, etwa Wasserstoff, der im Mittleren Osten bereits extrem verbreitet ist. Er bezweifelt allerdings nicht, dass die E-Mobilität die wichtigste Antriebsart der Zukunft sein wird. Beim BMW wachsen die E-Autos momentan am stärksten.
Trotz aller Kritik am Verbrenner-Aus ist er überzeugt: "Die EU ist Gold wert!" Die CO2-Grenzwerte seien durchaus erreichbar, zudem seien sie seit Jahren bekannt, deshalb spricht er sich gegen eine Verschiebung aus.
Bisherige Autos verändern sich nicht. Sie bleiben über die 15 Jahre ihrer durchschnittlichen Nutzungsdauer so, wie sie ausgeliefert wurden. Das Versprechen des Software-Defined-Vehicles ist es, das zu ändern, sagt Valeo-Chef Christophe Périllat.
Die Hersteller haben dadurch die Gelegenheit, über den Verkauf hinaus mit Updates over the air den Kontakt zu den Kunden zu halten und mit ihnen Geschäfte zu machen.
Einen Hinweis hat Périllat für die Hersteller: Wer das Auto künftig mit Software auf Level 2+ oder Level 2++ upgraden will, muss heute schon entsprechende Sensoren einbauen.
Große Sorgen um die Zukunft macht der Valeo-Chef sich nicht: "Der Kampf hat gerade erst angefangen", sagt er auf die Frage, ob der Vorsprung der chinesischen Herstelle rund Zulieferer zu groß sei, um ihn aufzuholen. Es sei zu früh, um über den Ausgang zu spekulieren. MEhr über den Vortrag von Christophe Périllat lesen Sie hier.
Mike Nefkens, Chef des Kartendienstes Here, blickt ebenfalls optimistisch in die Zukunft: Die Life Map soll in wenigen Jahren marktreif sein. Darunter versteht er eine Karte, die mit den Sensoren des Autos verbunden ist.
Steht beispielsweise in der Karte ein Tempolimit von 50 km/h und der Sensor registriert, dass auf dem Straßenschild 60 km/h steht, bemerkt die Software den Unterschied und aktualisiert nicht nur die Karte in diesem Auto, sondern in allen Autos.