Die Zulieferer in Deutschland stecken in einer äußerst kritischen Phase der Transformation. In den vergangenen Jahren haben sie – ermöglicht durch gute Geschäfte mit Verbrenner-Fahrzeugen – viele Milliarden in die batterieelektrische Elektromobilität oder andere Alternativen wie die Brennstoffzelle investiert.
Das Problem ist nur, dass die prognostizierten Stückzahlen nicht kommen. In vielen Märkten stockt der Hochlauf, in China finden Premiumhersteller wie Mercedes, BMW, Audi oder Porsche mit ihren E-Autos praktisch nicht statt. Gerade sie sind aber enorm wichtige Kunden, wenn es um die Erhaltung der Werke von Zulieferern in Deutschland geht.
Die Folge dieser Situation ist ein dramatischer Stellenabbau. Der wurde zwar von diversen Studien vor Jahren schon prognostiziert, kommt jetzt aber mit großer Wucht. So sollen bei ZF bis 2028 bis zu 14.000 Stellen in Deutschland wegfallen, bei Bosch sind es im Mobilty-Bereich weltweit rund 3000 Stellen, bei Conti 7150. „Die Lage ist anspruchsvoller als gedacht, deshalb müssen wir handeln“, sagte jüngst Bosch-Chef Stefan Hartung.
Viele kleinere Zulieferer können dem Druck gar nicht mehr standhalten, die Liste der Insolvenzen in diesem Jahr hat bereits eine stattliche Länge. Jüngstes und prominentes Beispiel ist der schwäbische Sitzhersteller Recaro. Auch hier wurden fehlende Stückzahlen eines OEM als Hauptgrund für die Schieflage genannt.
Kurzfristig bleibt den Zulieferern kaum was anderes übrig, als ihre Kosten zu senken. Wie ZF werden auch andere Unternehmen ihre historisch gewachsene und oft kleinteilige Werkslandschaft in Deutschland bereinigen, um beispielsweise mehrere Produkte auf einer Linie fertigen zu können und damit etwas flexibler zu werden, wenn die Stückzahlen schwanken. Bis dies soweit ist, müssen die OEMs, deren Gewinne in den vergangenen Jahren deutlich höher lagen, hier unterstützen und beispielsweise fehlende Volumina erstatten.
Langfristig wird dagegen immer deutlicher, dass in Deutschland nur noch jene Zulieferer eine Chance haben, die sich durch Innovationen unentbehrlich machen. Hohe Personal- und Energiekosten sowie überbordende Bürokratie werden noch auf Jahre hin einen gravierenden Standortnachteil bedeuten.
Nur wer sich technologisch von den Wettbewerbern aus dem asiatischen Raum abhebt, kann auf seine Produkte jene Margen erheben, die weitere Investitionen in Forschung und Technik ermöglichen. Für diesen Vorsprung müssen auch in den Unternehmen die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.