Autobranche wildert in der Tech-Szene

Autokonzerne müssen sich immer technikaffiner geben. Die Technologie und die Software entscheiden in Zukunft über den Erfolg eines Modells. Daher holen die Autohersteller zunehmend Topmanager aus branchenfremden, technologiestarken Unternehmen – auch als CEOs.

Im September 2021 warb Ford Doug Field von Apple ab und machte ihn zum Chief Advanced Technology and Embedded Systems Officer. Er soll die nächste Generation vernetzter Produkte auf den Weg bringen. Zuletzt war der Amerikaner Vice President Special Products bei Apple. Davor war Field bei Tesla. An den neuen Topmanager stellt Ford-Chef Jim Farley höchste Erwartungen.

Jim Rowan, der im März 2022 die Leitung von Volvo übernahm, ist ehemaliger Chef des Elektronikunternehmens Dyson. Der Transformationsprozess erfordert nach Ansicht des Volvo-Eigners Eric Li Impulse von außen. Rowan bringe Erfahrungen in den Bereichen Digitalisierung. Software und Consumer mit. Li: "Volvo Cars durchläuft eine rasante Transformation der Digitalisierung, weshalb wir jemanden mit globaler CEO-Erfahrung von außerhalb der Automobilindustrie einbringen wollten."

Das Wildern der Autobranche in der Tech-Szene wird noch zunehmen. Klaus Steinmann, Global Head Automotive bei Mercuri Urval (MU), sagt: "Diesen Trend kann ich nur bestätigen. Es macht auch Sinn, denn die Software im Auto nimmt seit Jahren mit enormer Geschwindigkeit massiv an Bedeutung zu. Tech/Entertainment und Mobilität wachsen immer mehr zusammen."

Magnus Tessner, Partner der Personalberatung ifp, sieht es genauso: "Wir leben in turbulenten Zeiten der Transformation der Branche und Disruption kommt naturgemäß von außen. Deshalb kann die Autoindustrie nur dann mithalten, wenn neues Denken und Handeln auch von außen kommt, das heißt Recruiting deutlich über bekannte Grenzen hinausgeht.“

Selbst Ferrari, die traditionsreiche italienische Sportwagenmarke, wird seit September 2021 von einem branchenfremden Manager geleitet: Der neue CEO Benedetto Vigna kam vom Halbleiterkonzern STMicroelectronics. Eine Personalie, auf die niemand vorher gekommen wäre.

Im Juni wurde bekannt, dass sich der designierte VW-China-Chef und Vorstand Ralf Brandstätter zu seinem Start im August Unterstützung von Huawei holt. Volkswagen verpflichtet Marcus Hafkemeyer, der bis jetzt bei dem Tech-Konzern arbeitete. Der Deutsche war einst bei Audi und BMW, bringt also beides ein.

Und so wird es wohl weitergehen: Steinmann: "Wir haben gerade ein neues Mandat im Bereich UX (User Experience) mit einem Premium-OEM-Klienten besprochen, bei dem wir ganz bewusst in den USA und in Asien in Tech-Firmen suchen werden."

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