Es geht in diesem Jahr noch immer nicht aufwärts. Nach den geopolitischen Disruptionen auf dem Weltmarkt erwartet Alix Partners im Jahr 2022 einen Pkw-Absatz auf globaler Ebene von 78,9 Millionen Fahrzeuge. Das berichtet die Unternehmensberatung in ihrem neuen "Global Automotive Outlook 2022". Vor fünf Jahren wurden noch fast 100 Millionen Fahrzeuge weltweit abgesetzt. Mehr als 200 Milliarden Euro Umsatz brechen laut Alix Partners durch die Krise allein im laufenden Jahr weg.
Die Autohersteller kämpfen weiterhin mit den aktuellen Herausforderungen, angefangen bei wackligen Lieferketten-Problemen bis hin zur Rohstoff-Verknappung. Besserung ist demnach für 2022 noch nicht zu erwarten.
Für die kommenden Jahre sieht Fabian Piontek, Managing Director bei Alix Partners, allerdings einen Aufwärtstrend des Markts. "Der globale Absatz steigt nach 2022 bis zu einem Peak im Jahr 2025 auf rund 95 Millionen Fahrzeuge an", sagte Piontek im Gespräch mit der Automobilwoche.
Für Deutschland rechnet Alix Partners mit 3,1 Millionen abgesetzten Fahrzeugen für das laufende Jahr. Das wäre ein Plus von sieben Prozent gegenüber Vorjahr. 2024 würde ein Höhepunkt mit 3,7 Millionen Fahrzeugen erreicht. Der Verband der Automobilindustrie VDA ist für 2022 inzwischen pessimistischer und erwartet nurmehr einen Absatz von 2,7 Millionen Fahrzeugen.
Die Probleme sind jedenfalls in 2022 nicht weniger geworden. Vor allem die Lieferketten wurden seit dem Ausbruch des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine noch brüchiger. "Durch den Krieg in der Ukraine müssen sich die Hersteller und Zulieferer zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit einer Disruption stellen, die erhebliche Ausfälle provoziert und unberechenbar ist", so Piontek.
Auch die globale Halbleiterkrise ist laut Piontek 2022 noch nicht vorbei. Nach einer Alix-Partners-Analyse wird sich die Situation "frühestens zum Ende des Jahres 2024" verbessern.
Andere Rohstoffe werden ebenfalls rar. Und durch die Verknappung des Angebots steigen laut Christian Siekmann, Automotive-Experte bei Alix Partners, die Preise für Pkw. Für ein Mittelklasse-Auto mit Verbrennungsmotor müssen Hersteller im Jahr 2022 rund 2820 Dollar (Stand Mai) an Rohmaterialien ausgeben. 2020 waren das erst 1460 Dollar. Bei Elektroautos ist der Preissprung noch deutlicher: War es Mitte 2020 unter 3000 Dollar, sind es gegenwärtig 6530 Dollar. "Nickel, Kobalt und Lithium machen – neben Stahl – einen Großteil davon aus", so Siekmann. (Für die Studie wurden die Preise für einen Standard E-Pkw/60 Kilowattstunden untersucht.)