Kfz-Gewerbe koppelt sich vom Trend ab

Die Wirtschaft hat zunehmend Schwierigkeiten, Azubis zu finden. Die Ausbildungsverträge verharrten im vergangenen Jahr auf dem historisch niedrigen Niveau, wie nun das statistische Bundesamt bestätigt. Das Kfz-Gewerbe steht etwas besser da.

"Es entwickelt sich bislang ganz gut", sagte René Gravendyk, Mitglied im Vorstand des Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe und Experte für Aus- und Weiterbildung. "Wir gehen davon aus, dass die Zahlen weiter nach oben gehen."

Anfang August sind wieder zahlreiche junge Menschen in Autohäusern und Werkstätten ins Ausbildungsjahr gestartet. Erfahrungsgemäß kommen in den nächsten Wochen noch weitere Azubis hinzu. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor.

Die hat aber das Statistische Bundesamt nun offiziell fürs vergangene Jahr vorgelegt. Mit insgesamt 466.200 neuen Ausbildungsverträgen verharrt die Entwicklung im Jahr 2021 auf dem historisch niedrigen Niveau. Im Vergleich zum Vorjahr gerade mal ein Plus von 0,6 Prozent. Dabei ging die Zahl der Azubis 2020 Corona-bedingt um neun Prozent zurück.

Insgesamt befanden sich Ende 2021 deutschlandweit 1,255 Millionen Jugendliche in einer Berufsausbildung. Drei Prozent weniger als Ende 2020. Damit sank die Zahl in den vergangenen zehn Jahren um 14 Prozent. Ende 2011 waren noch Jahren 1,46 Millionen junge Menschen in der Ausbildung.

Nach wie vor gehört der Kfz-Mechatroniker zu den beliebtesten Ausbildungsberufen. Laut Statistischen Bundesamt gab es im vergangenen Jahr rund 19.900 Neuverträge.

"Wir gehen davon aus, dass die Azubi-Zahlen im Kfz-Gewerbe in den nächsten Jahren weiter nach oben gehen", so Gravendyk. Die Branche biete den jungen Menschen ausgezeichnete Möglichkeiten für eine Karriere.

Damit würde sich die Kfz-Branche von der allgemeinen Entwicklung weiter absetzen. Von Oktober 2021 bis Juli 2022 meldeten sich bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern 392.000 Jugenliche für eine Ausbildungsstelle. Das waren 12.000 weniger als im Vorjahreszeitraum. Von ihnen hatten im Juli noch 118.000 junge Menschen weder einen Ausbildungsplatz noch eine Alternative gefunden.

Gleichzeitig waren 512.000 Ausbildungsstellen gemeldet, 22.000 mehr als vor einem Jahr. 233.000 waren von diesen noch unbesetzt. So die vorläufige Bilanz der Bundesarbeitsagentur vor dem Start ins Ausbildungsjahr.

Die Entwicklung bestätigte auch eine jüngst veröffentliche Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Mehr als vier von zehn IHK-Ausbildungsbetrieben konnten im vergangenen Jahr nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen – ein Allzeithoch. Und von diesen Unternehmen hat mehr als jedes dritte keine einzige Bewerbung erhalten. Befragt wurden bundesweit rund 15.000 Ausbildungsbetriebe.

Aus dem Datencenter:

Azubi-Neuverträge im Kfz-Gewerbe in Deutschland 2021