Keine Mehrheit in der Bevölkerung für Verbleib von Diess an VW-Spitze

Gut, dass Herbert Diess kein Politiker ist. Denn in der Bevölkerung hat der VW-Chef nur noch geringen Rückhalt. Würde die Entscheidung über seine Zukunft nicht im VW-Aufsichtsrat fallen, sondern an der Wahlurne - Diess hätte wohl schlechte Karten.

Nur jeder Fünfte in Deutschland wünscht sich seinen Verblieb an der VW-Spitze. Mehr als doppelt so viele sind für eine Abberufung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Berliner Meinungsforscher Civey für die Automobilwoche.

18 Prozent der Befragten sprachen sich dabei dafür aus, dass Diess auch weiterhin Vorstandsvorsitzender von Volkswagen bleiben sollte, 38 Prozent dagegen. Gut ein Viertel der Befragten sagte sogar, das Diess "auf keinen Fall" VW-Chef bleiben sollte. Der größte Teil der Befragten ist aber unentschieden: 44 Prozent wollten sich nicht festlegen.

Am klarsten Stellung beziehen dabei die Jüngeren: Während bei den 18- bis 29-Jährigen nur jeder Vierte unentschieden war, lag der Wert bei den Über-64-Jährigen bei 51 Prozent. Und bei den Jüngeren hatte Diess auch den größten Rückhalt: 30 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sind für seinen Verbleib, bei den 50- bis 64-Jährigen waren es nicht einmal halb so viele. In allen Altersgruppen überwog aber der Anteil derjenigen, die für seine Ablösung sind. Zumindest, wenn man die Unentschlossenen nicht mitrechnet.

Das Ergebnis dürfte auch in Wolfsburg mit Interesse gelesen werden. Zwar entscheidet nicht der Wähler, sondern der VW-Aufsichtsrat. Doch dort sitzen auch zwei Vertreter des Landes Niedersachsen, wo im kommenden Jahr Landtagswahlen anstehen. Interessant ist daher auch, wie sich die Wähler der einzelnen Parteien zum Thema äußerten: Unter den Anhängern von SPD, Grünen, Linken und AfD ist Diess' Rückhalt am geringsten, unten den Anhängern von FDP und CDU/CSU am größten. Damit geht der Riss quer durch die Landesregierung in Hannover, wo SPD und CDU in einer Großen Koalition regieren.