Wer sich die Produktionszahlen für Pkw in Deutschland über die vergangenen Jahre anschaut, dem konnte es zuletzt etwas bang werden. Während bis zum Jahr 2017 in den Fabriken des Volkswagen-Konzerns, von BMW, Mercedes oder Ford noch knapp sechs Millionen Fahrzeuge vom Band liefen, waren es 2021 nur noch etwas mehr als drei Millionen. Fehlen neue Modelle wie etwa bei Ford in Saarlouis, dann droht am Standort Deutschland, der zu den teuersten der Welt zählt, schnell die Schließung. Am einstigen Traditionsstandort von Opel in Bochum werden heute Pakete von DHL verschickt.
Insofern ist die Entscheidung von Mercedes, künftige Generationen von Elektroautos auch und vor allem in den heimischen Fabriken zu bauen, von großer Bedeutung für die gesamte Branche. Die großen Werke in Sindelfingen, Rastatt und Bremen erhalten Modelle der zukünftigen Plattformen MMA für die Kompaktwagen und MB.EA für die größeren Fahrzeuge sowie AMG.EA für die Sportwagen. Dabei ist die Diskussion um wegfallende Modelle aus dem unteren Segment im Zuge der Luxusstrategie überflüssig, solange eine Auslastung erreicht werden kann. Sowohl Produktionschef Jörg Burzer als auch Betriebsratschef Ergun Lümali sind überzeugt, dass mit weniger Kompaktbaureihen in Zukunft mehr Autos verkauft werden können. Die Beschäftigung, so Lümali, sei bis weit in die nächste Dekade gesichert.
Die geräuschlose Einigung zwischen Unternehmensseite und Betriebsrat folgt dabei einem bekannten Muster. Für neue Produkte müssen die Beschäftigten die Flexibilität erhöhen. Nur so lässt sich eine höhere Nutzungsdauer der teuren Roboter in den Fabriken erreichen, die wiederum die Kosten senkt und die Wettbewerbsfähigkeit steigert. Das sind Zugeständnisse, die angesichts des anstehenden Wandels vertretbar scheinen. Doch dies ist nur ein erster Schritt. Nach den Sommerferien stehen die Verhandlungen um die Zukunftsperspektiven der Motoren- und Getriebewerke wie etwa in Stuttgart-Untertürkheim an. Mit der Einigung bei den Elektroplattformen sind die Chancen gestiegen, mit neuen Komponenten wie der E-Achse und E-Motoren auch hier genügend Arbeit für die nächsten Jahre sicherzustellen.
Aus dem Datencenter: