Die Genfer Automobilmesse ist tot. Die seit 1905 veranstaltete ikonische Show der Autobranche am Lac Léman klagte zuletzt noch immer über die Folgen der Pandemie - doch in erster Linie hat sie selber versagt bei einer Neukonzeption einer modernen Automobilmesse.
Genfer Autosalon 2015: Die Messe erfreute sich über Jahrzehnte großer Beliebtheit.
Wer drei Mal ein Date mit einem Herzensmenschen absagt, dem wird kein Herz mehr zufliegen. So ist das auch mit der Genfer Automobilmesse GIMS. Nach Genf wird nun kein Autobauer mehr kommen. Die Traditionsmesse hat es nicht geschafft, ein überzeugendes Konzept für eine zeitgemäße Autoshow zu entwickeln.
Zu träge, zu dröge, zu mutlos hat sich die Messe gezeigt seit dem Frühjahr 2020, als sie zum ersten Mal wegen der Pandemie die Messe unmittelbar neben dem Genfer Flughafen absagen musste.
In den zweieinhalb Jahren haben es die Verantwortlichen nicht geschafft, ein neues Konzept zu entwickeln, das die zögerlichen Marketingchefs bei den Automobilherstellern hätte überzeugen können.
Das ist kaum verständlich, denn neben der neuen Münchener IAA mit ihrem Anspruch, eine Messe der gesamten neuen Mobilität zu sein, hätte die Genfer Messe mit einem anderen Schwerpunkt und einem anderen Rhythmus durchaus noch eine Chance gehabt.
Nicht alle Automarken wollen sich einzig und allein auf das Thema Nachhaltigkeit reduzieren lassen. Mobilität rund ums Automobil hat auch noch in den nächsten 30 Jahren viel mit "Freude am Fahren" und der Faszination zu tun, die ausgeklügelte Technologien zu bieten haben.
In Katar will die GIMS nun ein Stück weit weiterleben so wie bisher - dort wird zweifellos die alte Herrlichkeit der Automobilwelt zu bestaunen sein, vermutlich mit einem Schwerpunkt bei besonders luxuriösen, sportlichen und kostspieligen Modellen. Für das internationale Autogeschäft wird Katar damit eher keine Rolle spielen.
Für Europas Autowelt ist die Absage und das Ende der Genfer Automesse kein gutes Omen. In Genf waren zum Jahresauftakt nahezu alle wichtigen Neuheiten der Hersteller zu sehen, dort fand vor und vor allem hinter den Kulissen ein reger geschäftlicher Austausch statt, in den Restaurants der Stadt wurde bis spät in den Abend hinein fachgesimpelt und Business betrieben.
All das kann nicht durch Online-Events, eigene Hausmessen oder bunte Internet-Kampagnen ersetzt werden. Genf wird uns fehlen.
