Verspätete Einführung vor neuen Problemen

Eigentlich sollte die Partikelmessung bei Dieselmotoren (Euro 6/ Euro VI) längst Praxis sein. Doch bei der Umsetzung kam es mehrfach zu Verzögerungen. Mit mehrjähriger Verspätung sollte das Verfahren nun Anfang nächsten Jahres im Rahmen der Abgasuntersuchung (AU) kommen. Sollte. Jetzt zeichnen sich weitere Schwierigkeiten ab.

Nicht nur in Deutschland auch in anderen Ländern. So war in den Niederlanden die Einführung der Partikelmessung für die Jahresmitte geplant. Das wird nun nichts. "Die Einführung wurde um ein halbes Jahr verschoben", sagt ein Sprecher des Verbands der Werkstattausrüster (ASA) gegenüber der Automobilwoche.

Im Nachbarland kämpft man wohl mit den gleichen Problemen wie in Deutschland: "Die in Teilen der Welt immer noch anhaltende Pandemie und der damit verbunden Lockdown in Asien erschweren seit einigen Monaten massiv die Beschaffung wichtiger Teile und Komponenten für die Geräteproduktion", sagt Harald Hahn Leiter des Fachbereichs Abgasmessgräte und Diagnose beim Werkstattausrüsterverband ASA.

Die Folge für die Messgerätehersteller: Sie müssen zum Teil Ersatzkomponenten besorgen. Selbst für die Baumusterprüfung. "Dieser Prozess ist sehr aufwändig und führt zwangsweise zu Verzögerungen", so Hahn.

In anderen Worten: In vielen Betrieben, in denen die Abgasuntersuchung durchgeführt wird, fehlen voraussichtlich die für die Partikelmessung notwendigen Geräte. Damit ist eine flächendeckende Messung wohl nicht möglich.

Einzelne Hersteller gehen mit ihrem Angebot an den Start. So beginnt bei Würth Online World (WOW) der Vorverkauf des Partikelzählers WPA. Der Preis startet bei 5400 Euro und geht bis 5900 Euro. Im Vorverkauf lässt das Unternehmen 150 Euro nach.

Nach der entsprechenden Zertifizierung will das Unternehmen mit der Produktion starten. Voraussichtlich im Herbst 2022. "Die Produktionskapazität ab Produktionsstart ist aktuell darauf ausgelegt, dass alle Vorbestellungen abgedeckt werden können", so eine Würth-Sprecherin gegenüber Automobilwoche. Zahlen nennt sie nicht.

Doch an der vorgeschriebenen Einführung zum 1. Januar 2023 soll nicht mehr gerüttelt werden. Das berichtet Hahn aus einer Anfang Juni durchgeführten Sitzung der regelmäßig tagenden Task-Force-Gruppe. An dieser sind neben Werkstattausrüster und Behörden auch der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe und Überwachungsorganisationen beteiligt.

Stattdessen soll eine Übergangsregelung geschaffen werden: Ist in AU-Betrieben oder Prüfstellen kein entsprechendes Gerät vorhanden, sollen die Prüfer stattdessen eine sogenannte Opazitätsmessung durchführen.

Mit dem Opazimeter misst man die Trübung von Gasen. Das ist recht ungenau. Denn bei den bekannten Diesel-Opazimetern wird die Lichtabsorption bei kleinsten Partikeln mit einer Größe unter 80 Nanometer kaum erfasst. Sprich: Bei modernen Dieseln ist die Lösung relativ überflüssig und zwecklos. Aber besser als nichts, heißt es aus dem ASA. Noch ist unklar, ob Wirtschafts- und Umweltministerium einer entsprechenden Übergangslösung zustimmen.

Aus dem Datencenter:

Abgasregulierung in Europa 1992 bis 2022