Engpässe bremsen E-Autos aus

Der Zuwachs an rein elektrischen Fahrzeugen hat sich im zweiten Quartal deutlich verlangsamt. Grund dafür waren Lieferengpässe wegen fehlender Halbleiter und der neuerliche Lockdown in China, der Unterbrechungen in den Logistikketten führte. Dennoch erhöhte sich der Marktanteil in Deutschland und anderen Märkten. Zu diesem Ergebnis kommt die Strategieberatung PwC nach einer Auswertung der Zulassungszahlen in 14 Märkten.

So wurden im zweiten Quartal 2022 weltweit immer noch 61,7 Prozent mehr reine E-Autos zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Im ersten Quartal 2022 lag das Wachstum allerdings noch bei 108 Prozent. Trotz dieser Verlangsamung steigt der Marktanteil in vielen Ländern weiter an. In Deutschland machten batterieelektrische Fahrzeuge mit 167.000 Neuzulassungen im ersten Halbjahr dieses Jahres bereits 13,5 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen aus, im Vorjahreszeitraum lag ihr Anteil bei 12,5 Prozent.

Die USA verzeichneten mit 323.000 Einheiten sogar mehr als eine Verdopplung von 2,2 Prozent auf 4,8 Prozent aller Neuzulassungen. In China wuchs der Anteil der BEV-Neuzulassungen mit 2,054 Millionen noch stärker von 7,7 Prozent auf 17 Prozent. In Europa bedeuten 576.000 Neuzulassungen einen Anteil von 12,7 Prozent. Während Plug-In-Hybride vor allem in Europa weiter an Bedeutung verloren, zogen ihre Verkaufszahlen in China deutlich stärker an als die der BEVs. Gründe dafür sind neue Fahrzeugmodelle sowie Lücken in der Ladeinfrastruktur.

In China machten die deutschen Autobauer weiter Boden gut und konnten ihren BEV-Marktanteil von drei Prozent im Vorjahreszeitraum auf vier Prozent im ersten Halbjahr 2022 verbessern. Grund dafür ist laut PwC die außergewöhnlich starke Leistung des VW-Konzern, der seine Verkäufe deutlich gesteigert hat – dank neuer Verkaufsstellen und erhöhter Produktion.

Im Weltmarkt sackte der Marktanteil deutscher OEMs allerdings von 14 Prozent auf elf Prozent ab. Schaut man sich die Verkäufe in den drei großen Märkten an, dann kann nur in Europa mit dem VW ID4/5 ein Modell eines deutschen Herstellers in die Top-Ten schieben. Ansonsten dominieren Fahrzeuge aus den USA, China oder Frankreich. Tesla kann sich fast immer vorne platzieren. In Europa hat der Fiat 500 das Model 3 von Tesla im ersten Halbjahr vom Thron gestoßen. In China dominieren neben Tesla ausschließlich chinesische Fabrikate. In den USA können sich neben dem Platzhirsch nur Ford mit dem Mach E sowie Hyundai und Kia nennenswerte Marktanteile erkämpfen.

„Die Elektromobilität stemmt sich gegen einen strauchelnden Gesamtmarkt. Deutsche Automobilhersteller und somit ihre Kunden waren besonders stark von Lieferengpässen als wirtschaftlicher Folge des Kriegs in der Ukraine betroffen. Daher waren Produktverfügbarkeit und Auswahloptionen bei Modellen und Farben eingeschränkt und die Lieferzeiten entsprechend lang“, sagt Felix Kuhnert, Partner und Automotive Leader bei PwC Deutschland.

Das macht sich auch in der Fertigung bemerkbar. So werden laut Kuhnert in Europa nur in diesem Jahr nur 1,5 Millionen E-Autos aus den Fabriken kommen.  „Bei maximaler Kapazität und ohne Engpässe könnten es mehr als doppelt so viele sein." Derzeit seien bereits erste Anzeichen für eine Entspannung der Lieferengpässe zu beobachten, für das zweite Halbjahr rechnet PwC mit einem stärkeren Wachstum.

Dieser Kurs dürfte sich in den nächsten Jahren trotz veränderter Rahmenbedingungen fortsetzen. "Für Deutschland erwarten wir mittel- und langfristig eine konstant steigende Nachfrage nach Elektroautos, die auch durch die erwarteten Kürzungen der staatlichen Förderungen nicht stark gebremst werden dürfte“, ist Kuhnert überzeugt.

Aus dem Datencenter:

Monatliche Marktanteile alternativer Antriebe bis Juni 2022