Schweigeminute im Mercedes-Werk Sindelfingen

Vier Tage nach den tödlichen Schüssen in der Factory 56 des Mercedes-Werks Sindelfingen ist am Morgen die Produktion wieder angelaufen. In der Fabrik laufen S-Klasse und elektrischer EQS vom Band. Doch von Normalität kann keine Rede sein. Noch immer steht das Unternehmen unter Schock. Laut einer Mercedes-Sprecherin haben die Mitarbeiter der betroffenen Halle bereits vor Schichtbeginn bei einer Veranstaltung der Opfer gedacht.

Am Nachmittag soll es außerdem um 14.30 Uhr eine Schweigeminute zum Gedenken der beiden getöteten Kollegen geben. Auch die Mitarbeiter anderer Standorte seien eingeladen, um diese Zeit innezuhalten. Bereits am Donnerstag seien am Standort Kränze zum Gedenken an die Opfer niedergelegt und ein Ort der Anteilnahme geschaffen worden. Die Notfallseelsorge biete eine psychosoziale Nachsorge an. "Unsere Werksärzte stehen zudem als Ansprechpartner zur Verfügung – sowie auch der Betriebsrat, die Sozialberatungen und selbstverständlich die Führungskräfte der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", so die Sprecherin weiter.

Ein Gabelstaplerfahrer hatte am Donnerstag während der laufenden Produktion nach einem Streit zwei seiner Kollegen erschossen. Alle drei gehörten zu einer externen Logistik-Firma und waren türkischer Herkunft. Der mutmaßliche Todesschütze sitzt in Untersuchungshaft, hat sich aber bislang nicht geäußert. Der 53-jährige habe beim Haftrichter keine Angaben gemacht, am Wochenende äußerten sich die Ermittler zunächst nicht weiter zu dem Fall. Laut Staatsanwaltschaft wird nichts ausgeschlossen, auch kein politischer Hintergrund. Ein Schichtarbeiter berichtete der Automobilwoche, dass es zwischen dem Gabelstaplerfahrer und Kollegen zuvor Streit gegeben hatte.

Mehrere Medien, auch in der Türkei, hatten berichtet, dass es dabei um die anstehende Türkei-Wahl ging. Der 53-Jährige soll sich in Social-Media-Videos als Gegner des türkischen Staatspräsidenten Erdogan positioniert haben. Die beiden Opfer sollen Erdogan-Anhänger gewesen sein. Staatsanwaltschaft und Polizei halten sich zu einem möglichen Motiv jedoch weiter bedeckt.

Aus dem Datencenter:

Absatz von Mercedes-Benz 2021 und 2022