Fünf Punkte, die Tesla 2023 Probleme bereiten könnten

Ein Absatzwachstum von 40 Prozent und ein um 128 Prozent gestiegener Gewinn – Tesla blickt auf ein Jahr zurück, das CEO Elon Musk zu Recht als "fantastisch" bezeichnet.

Der Aktienkurs reagierte mit einem Plus von fast elf Prozent – die Investoren glauben weiter an den US-Elektropionier. Musk sagte allerdings auch: "Wir werden wahrscheinlich eine sehr schwierige Rezession haben."

Abgesehen von den Risiken, die alle Autohersteller betreffen, gibt es mehrere Punkte, die 2023 besonders für Tesla zu einer Herausforderung machen:

Tesla hat in den vergangenen Jahren mehrere neue Werke gebaut und gerade erst angekündigt, in Nevada weiter expandieren zu wollen. Um alle diese Werke auszulasten, müsste der Autohersteller seinen Absatz weiterhin so massiv steigern wie bisher. Das wird in einer Rezession allerdings schwierig sein.

Erst vor wenigen Tagen hat Tesla die Preise zunächst in China und dann in den USA und Europa deutlich gesenkt, was zu Spekulationen über eine sinkende Nachfrage führte.

Die Konkurrenz schläft nicht. Das gilt auch und gerade für die Elektromobilität. Etablierte Hersteller wie Volkswagen, Ford oder Toyota bringen ebenso Elektroautos auf den Markt wie Hersteller aus China wie BYD, Nio und Chery. Die Kunden haben mehr Auswahl und das wird Teslas Marktanteil bei den E-Autos zwangsläufig verringern.

Sicher haben die Teslas besondere Stärken. Sber die (wenigen) Modelle haben auch Schwächen – und das Unternehmen hat Kunden, die mittlerweile auf andere Dinge Wert legen als Tesla sie bietet.

Teslas Absatz kommt fast ausschließlich von den beiden Baureihen Model 3 und Model Y. Die Mittelklasse-Limousine und das Kompakt-SUV sind beliebte Modelle, die sich fast überall auf der Welt verkaufen lassen. Viele Kunden erwarten aber mehr Auswahl bei Modellen und Karosserievarianten.

Das einzige Modell, das vermutlich 2023 auf den Markt kommt, wird der schon lange angekündigte Pick-up Cybertruck sein. Der wird in Nordamerika sicher gut ankommen, in anderen Märkten dürfte es schwierig werden. Zudem bietet Ford seinen etablierten Pick-up F-150 inzwischen ebenfalls mit Elektroantrieb an. Kombi, Kleinwagen oder Van fehlen im Tesla-Programm und sind nach aktuellem Stand auch nicht geplant. Der Sattelschlepper Semi, dessen Auslieferung vor wenigen Wochen begonnen hat, wird kein Volumenmodell werden, ebenso wenig wie der seit Jahren angekündigte Roadster.

Das Assistenzsystem Autopilot gehört zu den bekanntesten und umstrittensten Extras von Tesla. Seit Jahren macht Musk vollmundige Versprechungen über einen bevorstehenden Durchbruch. Doch über Level 2 ist das System bislang nicht hinausgekommen. Ein Artikel, in dem ein Tesla als tatsächlich autonom fahrend dargestellt wurde, hat sich jüngst als Fälschung entpuppt.

Sicher handelt es sich um ein gutes Assistenzsystem, aber eben nicht mehr, obwohl Bezeichnungen wie Autopilot oder Full Self Driving dies suggerieren. Konkurrenten wie Waymo und Mobileye, aber auch Mercedes mit seinem Drive Pilot, sind inzwischen weiter.

Zu guter Letzt ist da noch Elon Musk: Der Firmenchef, dessen geniale Ideen, Geld, Durchhaltevermögen und Überzeugungskraft das Phänomen Tesla erst möglich gemacht haben, wird inzwischen immer mehr als Risiko gesehen. Investoren werfen ihm vor, sich angesichts seiner zahlreichen Firmen zu verzetteln. Vor allem der Kauf von Twitter wird ihm angekreidet. Vor Kurzem erst hat der als Workaholic geltende Musk selbst zugegeben, dass es ihm langsam zu viel wird und mit Tom Zhu einen Vize installiert.

Abgesehen von Musks Arbeitslast steht auch das persönliche Verhalten von Musk in der Kritik. So bezeichnet er sich zum Beispiel als "Absolutist der freien Rede" und ließ auf Twitter die Konten von Nutzern wieder freischalten, die zuvor aufgrund von Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen gesperrt worden waren.

Und das noch größere Problem: Derzeit muss sich Musk vor Gericht für einen Tweet von 2018 verantworten, in dem er ankündigte, Tesla von der Börse nehmen zu wollen. Später machte er einen Rückzieher, was für erhebliche Kursschwankungen sorgte.
 
Tesla ist bislang zweifellos eine Erfolgsgeschichte. Vom belächelten Start-up, das Laptop-Batterien in einen Lotus geschraubt hat, zum Schrecken der Autobranche in gerade einmal zehn Jahren – das ist eine bemerkenswerte Leistung. Doch ob der Erfolg anhält – das ist die Frage.

Aus dem Datencenter:

Tesla-Geschichte 2003 bis 2022

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