Wolfsburg. Gut einen Monat nach seinem Amtsantritt als Vorstandschef von VW hat Matthias Müller einen Fünf-Punkte-Plan zur Neuausrichtung des Zwölf-Marken-Konzerns vorgestellt. "Wir müssen weiter entschlossen handeln, um die Krise zu meistern", schrieb Müller in der vergangenen Woche in einem Brief an die Belegschaft, der der Automobilwoche vorliegt. Der am gleichen Tag gemeldete Quartalsverlust in Höhe von fast 3,5 Milliarden Euro sei "angesichts der Ertragskraft des Konzerns zwar verkraftbar", so Müller. "Er zeigt aber auch die erste spürbare finanzielle Konsequenz der Diesel-Thematik."
Als wichtigste Disziplin seines Fünfkampfs hob Müller "Hilfe für unsere Kunden hervor", etwa die "Bereitstellung effektiver technischer Lösungen" in der Abgas-Affäre. Zweite Priorität sei die "Aufklärung der Ereignisse in aller Konsequenz". Alle für "Dieselgate" Verantwortlichen müssen laut Müller "mit harten Folgen rechnen". Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt bereits gegen mehrere VW-Mitarbeiter.
Als dritte Aufgabe hat sich Müller "die Einführung neuer Strukturen vorgenommen". Die Begründung dürfte den Anhängern seines Vorgängers Martin Winterkorn missfallen: "Mit den Prinzipien und Strukturen der Vergangenheit – so erfolgreich diese auch waren – lässt sich dieser Konzern nicht mehr sinnvoll steuern."
Das Anregen einer "neuen Denkweise" ist Punkt vier auf der Agenda. "Das kann man nicht von oben verordnen", räumte Müller ein. "Zum neuen Geist bei VW muss jede und jeder seinen Teil beitragen." Der Topmanager betonte in seinem Schreiben: "Ich verspreche Ihnen: Wir im Vorstand werden mit gutem Beispiel vorangehen."
Für die fünfte Herausforderung – "Neue Zielsetzung" – hat Müller Verstärkung engagiert: Seit dem 1. November arbeitet Thomas Sedran als Leiter der Konzernstrategie für VW. Der langjährige Unternehmensberater und Ex-Opel-Chef gilt als Sanierungsexperte. Mit Sedran und weiteren VW-Entscheidern will Müller eine "Strategie 2025" ausarbeiten. Der VW-Chef gibt die neue Linie vor: "Mir kommt es nicht darauf an, ob wir am Ende 100.000 Fahrzeuge mehr oder weniger verkaufen als Toyota oder GM. Weil Größe nie zum Selbstzweck werden darf."