"Frühlingserwachen" bei VW

Hamburg. VW sieht sich im Kampf um das Vertrauen seiner Händler, Kunden und der Öffentlichkeit im Hintertreffen. "Wir sind auf diesem Weg noch nicht so weit, wie wir es erhofft haben", räumt Thomas Zahn, Leiter Vertrieb und Marketing Deutschland VW Pkw, in einem Brandbrief an den Handel ein. Das zweiseitige Schreiben liegt der Automobilwoche vor.

Vor allem die Rückrufaktionen der ­europaweit rund 8,5 Millionen Fahrzeuge, in denen manipulierte EA-189-Diesel verbaut sind, stottern. In Deutschland müssen über 2,4 Millionen Autos mehrerer Konzernmarken in die Werkstätten geholt werden. "Enttäuschend" nennt Zahn jetzt etwa die auf unbestimmte Zeit verschobene Umrüstung der betroffenen VW Passat. Der Manager gibt zu: "Wir haben unsere eigenen Planungen und Erwartungen an dieser Stelle nicht erfüllt."

Die wachsenden Sorgen der VW-Händler vor allzu ambitionierten Absatzvorgaben versucht Zahn zu zerstreuen: "Wie vereinbart, werden wir mit dem Partnerverband in diesen Tagen die Gespräche hinsichtlich der Jahresziele/Bonustabellen aufnehmen. Denn wir stehen zu unserer Aussage: Bis zu den Chefkonferenzen möchten wir entscheiden, ob hier gegebenenfalls Anpassungen nötig sind." Ein Anfang ist gemacht: "EA-189-Kunden, die nicht die Kriterien eines loyalen Kunden erfüllen, haben wir bereits jetzt im Bonus neutral gestellt", so Zahn. Für VW-Fahrer, die zu einer Fremdmarke wechseln, soll also nicht der Handel büßen.

"Unsere Loyalisierungsmaßnahmen fangen an zu greifen, und wir sehen steigende Verkaufszahlen", macht Zahn den Händlern Mut. "Aber in Summe erreichen wir unsere Ziele bislang nicht vollständig." Im ersten Quartal waren die Auslieferungen von VW Pkw in Deutschland um 3,8 Prozent geschrumpft. Daher erhalten die VW-Partner jetzt zusätzliche Finanzhilfen. So läuft die Aktion "Frühlingserwachen" an, bei der VW die Prämien für Verkäufe an ­gewerbliche Kunden erhöht – etwa beim neuen SUV Tiguan von 1500 auf 2101 Euro.