Plötzlich musste es ganz schnell gehen. Viel schneller als geplant. Ursprünglich sollte Hinrich J. Woebcken zum 1. April bei VW Pkw beginnen. Als Leiter der Region Nordamerika, in der die Wolfsburger ihre Geschäfte in den USA, Kanada und Mexiko bündeln. Zusammengenommen sind die drei Länder für die Autobranche noch wichtiger als der weltgrößte Einzelmarkt China.
Dann kam der 9. März – und Michael Horn trat zurück. Der President und CEO der Volkswagen Group of America (VWoA) hatte es in jüngster Zeit im Zuge von "Dieselgate" international zu einiger Berühmtheit gebracht. Unvergessen das Bild, als der Topmanager vor einem Untersuchungsausschuss des US-Kongresses die Hand zum Schwur hob und sich später im Namen von VW für den Abgas-Eklat entschuldigte.
Nur gut, dass Hinrich Woebcken so flexibel ist. In der Not übernahm der 55-Jährige das Amt des VWoA-Vormanns. Zwar nur interimistisch. Dafür aber sofort.
Mit beruflichen Überraschungen vermag der Wirtschaftsingenieur umzugehen. So war bei VW zunächst Winfried Vahland für den Posten des Nordamerika-Chefs vorgesehen. Doch dann trat der langjährige Škoda-Lenker sein Amt nicht an – und Woebcken scheute das drohende Etikett "zweite Wahl" nicht. Er sei "kein eitler Mensch", sagt ein früherer Weggefährte über Woebcken, sondern denke pragmatisch.
Beim Zulieferer Knorr-Bremse war der VW-Novize seit 2014 zuständig für das Nutzfahrzeuggeschäft. Davor arbeitete Woebcken neun Jahre für den Autobauer BMW. Aus dieser Zeit stammt die enge Verbindung zu VW-Markenchef Herbert Diess, dem Ex-Entwicklungsvorstand von BMW.
Den VW-Granden hinter sich zu haben, wird Woebcken helfen bei seinen schwierigen Aufgaben. Nur so gilt überhaupt: "Mission possible". Die US-Behörden verlangen nach einem rundum informierten Ansprechpartner für die Aufklärung des Emissionsskandals. Die US-Händler von VW fordern einen "Buddy" in der Art des von ihnen geschätzten "Mike" Horn. Kein Zweifel: Woebcken hat alle Hände voll zu tun. Und keine Zeit zu verlieren.