In den Fabriken des Autobauers Opel gilt Pieter Ruts als hemdsärmeliger und zupackender Typ. Als einer, der nicht lange zögert, wenn neue Aufgaben zu bewältigen sind. Als die deutsche GM-Tochter dem Belgier anbot, die Leitung ihres Werks im thüringischen Eisenach zu übernehmen, war Ruts schnell entschlossen: "Am Freitagvormittag hatte ich das Angebot bekommen", sagte er in einem Interview, "am Wochenende habe ich es mit meiner Lebensgefährtin besprochen und am Montag zugesagt."
Selbstverständlich war das nicht. Ruts ist erst 33 Jahre alt. In so jungen Jahren würde manch weniger mutige Nachwuchsmanager die Verantwortung für einen Produktionsstandort mit 1800 Mitarbeitern scheuen. Ruts aber vertraut auf sein persönliches Netzwerk bei der Marke mit dem Blitz im Logo und seine Erfahrungen in der Fabrik für die Kleinwagen Adam und Corsa: "In der Opel-Welt ist Eisenach mein Heimatwerk", sagt er. "Hier habe ich alles gelernt, was ich über das Autobauen weiß." Und die deutsche Sprache, was im Umgang eines "Weißkragens" aus der Bürozentrale mit den "Blaukitteln" am Band von großem Vorteil ist.
Nach ersten Jobs im inzwischen geschlossenen Opel-Werk im belgischen Antwerpen war Ruts 2007 als Leiter Rohbau nach Eisenach gewechselt. 2011 wurde er Leiter Fertig- und Endmontage im Stammwerk Rüsselsheim. Von dort zog Ruts 2014 um nach Kaiserslautern, wo er sich als stellvertretender Leiter der Opel-Komponentenfabrik verdient machte.
Seit September 2015 läuft Ruts’ zweites Engagement in Eisenach. Illusionen über einen Benjamin-Bonus macht er sich nicht: "Auch wenn ich relativ jung bin, stellt man an mich natürlich, oder gerade, die gleichen Erwartungen wie an die erfahreneren Kollegen."
Ausdauer bringt Ruts durchaus mit – wenn auch nicht ganz so viel wie Opel-Chef Karl-Thomas Neumann, der in seiner Freizeit Marathonläufe absolviert. "Beim Joggen wird es mir nach zehn Kilometern doch schon mal schnell langweilig", räumt Ruts ein. "Am liebsten fahre ich mit dem Mountainbike auf dem Rennsteig." So ein Höhenwanderweg passt ja auch viel besser zu einem jungen Aufsteiger.