Die große Bühne wird ihm fehlen. Am 15. März übernimmt Stephan Winkelmann die Leitung der Audi-Tochter Quattro GmbH. Und im neuen Amt dürfte er nicht mehr allzu oft ins Rampenlicht fahren. In den elf Jahren zuvor hatte es Winkelmann sichtlich genossen, als Chef von Lamborghini mit den spektakulärsten Sportwagen die Vorabendveranstaltungen des Mutterkonzerns VW bei wichtigen Automessen zu bereichern. Akustisch – solch ein vom Chef gern gesetzter Gasstoß im Topmodell Aventador hatte Tinnitus-Potenzial. Und optisch: Nur zu gern ließ sich der 51-jährige Manager nach dem Kurzvortrag durch auf Stilettos höhergelegte Hostessen vom tief kauernden Zweisitzer zur Tribüne geleiten.
Dort grinste so mancher VW-Manager und höhnte über den "schönen Stephan" mit seiner Vorliebe für eng am Bein sitzende "Hochwasserhosen", die den Blick auf italienische Maßschuhe lenkten.
Winkelmann stand darüber, buchstäblich. 2005 noch vom damaligen VW-Chef Bernd Pischetsrieder engagiert, wusste der frühere Fiat-Angestellte auch seinen späteren VW-Förderer Martin Winterkorn stets hinter sich. Mochten Neider auch nörgeln, wenn sich Winkelmann im Flugzeug in bunten "Lambo"-Leibchen präsentierte, ging des Ex-Fallschirmjägers Rechnung doch zuverlässig auf: Zu einem so extrovertierten Label wie Lamborghini passt nun mal kein Vormann in kleinkariertem Tweed-Sakko. Ernst lautet der zweite Vorname des in Berlin geborenen Diplomatensohns, der in Rom aufwuchs. Und ernsthaft kann niemand bestreiten, dass Winkelmann Lamborghini weit vorangebracht hat. So verdreifachte sich unter seiner Ägide die weltweite Zahl der Händler der Marke mit dem Kampfstier im Logo. Mit 3245 ausgelieferten Neuwagen wurde 2015 ein Rekord erzielt. Und für sein Projekt eines sportlichen SUV hat Winkelmann so lange gestritten, dass er für den Start des Geländewagens 2018 aus Wolfsburg schließlich grünes Licht bekam.
Zumindest flotte Pkw wird er in Audis Quattro-Division nicht missen: Die Marke steht für PS-starke R- und RS-Modelle.