Chefjustiziar soll Werner ablösen

Überraschende Wendung im Ringen um die Zukunft der bisher einzigen Frau im VW-Vorstand: Ihr Ressort soll nun doch nicht aufgelöst werden, aber einen neuen Chef erhalten. Statt Werner könnte künftig der bisherige VW-Chefjustiziar Manfred Döss das Ressort leiten und damit in den Konzernvorstand aufsteigen. Entsprechende Berichte wurden der Automobilwoche am Montag aus Konzernkreisen bestätigt.

Der Vorschlag sei am Wochenende überraschend ins Gespräch gebracht worden, hieß es. Noch im Sommer hatte es geheißen, das Ressort Recht und Integrität, das bisher Hiltrud Werner leitet, solle aufgelöst werden. Inzwischen ist VW intern aber zurückgerudert, will das Ressort nun erhalten. Allerdings ohne die bisherige Chefin Werner, deren Vertrag im Februar ausläuft.

Döss gilt intern als idealer Nachfolger für Werner. Denn der 63-Jährige ist bereits seit Januar 2016 Chefjustiziar von Volkswagen und hat die Aufarbeitung des Dieselskandals, der 2015 aufgeflogen war, mit verantwortet. Ebenfalls seit Januar 2016 ist er in Personalunion auch Rechtsvorstand der Porsche Automobil Holding SE, in der die Familien Porsche und Piech ihre VW-Anteile gebündelt haben.

Der Vorschlag, ihn nun auch in den VW-Vorstand zu berufen, dürfte daher auf VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch zurückgehen, der derzeit in einer Pendeldiplomatie zwischen den Interessengruppen bei VW zu vermitteln versucht. Denn Pötsch ist zugleich Vorstandschef der Porsche SE und arbeitet dort bereits seit Jahren mit Döss zusammen.

Die Ernennung von Döss soll dem Vernehmen im Paket mit der neuen IT-Vorständin beschlossen werden. Für das neue Ressort hat der Konzern nach langer Suche nun Hauke Stars gefunden, die bis Ende 2020 im Vorstand der Deutschen Börse saß. Die Bestellung der IT-Frau mache nun den Weg frei für das Ausscheiden von Werner. Denn bisher ist sie die einzige Frau im Konzernvorstand. Mit Stars als IT-Vorständin könne nun verhindert werden, dass der VW-Vorstand rein männlich besetzt ist.

Noch offen ist aber, ob die Aufsichtsratssitzung am Donnerstag, auf der die beiden Personalien beschlossen werden könnten, überhaupt stattfindet. Vor allem Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der das Land in dem Gremium vertritt, hat Terminprobleme. Am Donnerstag findet eine Ministerpräsidentenrunde zur aktuellen Corona-Krise statt. Auch im Streit um die weitere Zusammenarbeit mit Konzernchef Herbert Diess gebe es weiter keine Lösung, hieß es in Konzernkreisen. Dies gilt aber als Voraussetzung dafür, dass der Aufsichtsrat über die anderen Personalien beschließt.

Weiter offen ist auch, was aus Hiltrud Werner wird. Im Konzern hatte es zuletzt geheißen, dass ihr Vertrag zwar nicht verlängert werde, man aber nach einer anderen Aufgabe für sie im Konzern suche. Beobachter schließen inzwischen jedoch nicht mehr aus, dass Werner den Konzern nun ganz verlassen könnte.

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