Offener Konflikt zwischen Händlerverbänden droht

Bei Stellantis bahnt sich ein schwerer Konflikt zwischen Händlerverbänden an. Auf seiner jüngsten Mitgliederversammlung beschloss der Jeep-, Alfa Romeo-, Ram- und Dodge-Händlerverband (JARD), künftig auch Fiat-Partner zu vertreten. Für die sprach bisher ausschließlich der jüngst in "Verband der Stellantis Konzern-Händler und -Servicebetriebe Deutschland" (VSKH) umbenannte Fiat-Händlerverband. Auf die Aufgabenteilung hatten sich die beiden Verbände vor Jahren informell geeinigt.

Eigentlich gab es seit Jahren immer wieder Gerüchte, wonach beide Verbände perspektivisch eine Fusion anstreben. Diese Tür ist nun bis auf weiteres verschlossen. Bis zur nächsten Jahreshauptversammlung im Herbst will der JARD eine Satzungsänderung erarbeiten, um den Beschluss zur Aufnahme von Fiat Partnern praktisch umzusetzen. Die Mitgliedersuche starte aber schon jetzt: "Wir gehen in die Gespräche", sagt JARD-Chef Adrian Glöckner.

"Das ist ein direkter Angriff", sagt Karl Kleba, Chef des VSKH über den Beschluss. Man habe sich immer an die Vereinbarung gehalten. "Nachdem diese nun aber aufgekündigt wurde, öffnen auch wir uns für andere Marken", so Kleba.

Glöckner hingegen betont, man wolle keinen Konflikt. Der Verband reagiere lediglich auf den ausdrücklichen Wunsch der Mitglieder. "Wir haben viele Mitglieder, die die Öffnung wollten." Grund sei häufig, dass Händler nicht in zwei Verbänden Mitglied sein möchten. Bei der entsprechenden Händlertagung in Kassel, auf der der Kurswechsel beschlossen wurde, waren 43 Mitglieder anwesend.

Die Entscheidung trifft nicht bei allen Händlern auf ungeteilte Zustimmung. Manch einer befürchtet im vertraulichen Gespräch, dass durch einen händlerinternen Konflikt die Position aller Händler gegenüber Stellantis geschwächt wird. Das sieht auch Karl Kleba so. Dennoch will er den Konflikt annehmen und zeigt sich zuversichtlich: "Wir haben einen hohen Zulauf an Neumitgliedern. Wir haben kürzlich die Schwelle von 270 Mitgliedern überschritten." In einem internen Rundschreiben an seine Mitglieder, das der Automobilwoche vorliegt, keilt sein Verband auch bereits kräftig gegen den neuen Konkurrenten. So schreibt der Verband an seine Mitglieder: "Sie werden von den Vertretern eines Verbandes vertreten, die Sie bestimmen und nicht von Vertretern, die dem Hersteller genehm sind." JARD-Chef Adrian Glöckner wiederum sagt: "Wir machen nicht Krawall, sondern suchen nach Lösungen."

Tatsächlich ist das Verhältnis zu Stellantis ein maßgeblicher Unterschied zwischen den Verbänden: Zwischen JARD und Stellantis gibt es intensiven Austausch und Zusammenarbeit. Der Verband gilt unter Händlern allgemein als konsensorientiert. Der frühere Fiat-Händlerverband hingegen tritt seit jeher deutlich robuster auf und wird vom Hersteller seit längerem wenn möglich weitestgehend ignoriert.

Konflikte mit Stellantis trägt der VSKH nicht zuletzt deshalb häufig vor Gericht aus, weshalb dem Verband umso mehr der Ruf anhaftet, die Interessen seiner Mitglieder eher aggressiv zu vertreten.

In einer digitalen Infoveranstaltung zu den Händler- und Agenturverträgen betonte Händlernetzdirektor Johannes Alings ausdrücklich, man verhandle über die Agenturverträge nur mit dem Verband Deutscher Citroën-, DS- & Peugeot-Vertragspartner (VCDP), dem Verband der Opel Händler (VDOH) und dem JARD. Die drei Verbände haben sich 2022 zur "ARGE Stellantis" zusammengeschlossen. In diesem Verbands-Zusammenschluss war die Marke Fiat bisher nicht vertreten. Das sei auch ein Grund für die Öffnung gewesen, so Glöckner.

Doch auch der JARD zieht – wenn auch deutlich seltener als der VSKH – bisweilen vor Gericht. Das war auch der eigentliche Grund für die Händlertagung. Die Mitglieder sollten darüber abstimmen, ob sie gegen das Bonusprogramm 2021 von Stellantis juristisch vorgehen wollen. Gleiches galt für die gekürzte Grundmarge für die Modelle Jeep Grand Cherokee (von elf auf sechs Prozent) und Jeep Avenger (fünf Prozent).

Tatsächlich beschlossen die Mitglieder, das Thema Bonusprogramm vor Gericht klären zu lassen. Der JARD vertritt die Ansicht, dass er dem Bonusprogramm hätte zustimmen müssen. Bekommt er Recht, erhofft sich der Verband Bonus-Nachzahlungen für seine Mitglieder.

Beim Thema Margenkürzung votierten die Mitglieder gegen eine Klage. Der Verband begründete dies in einer Mitteilung damit, dass eine Klage "mit Blick auf die neuen Händlerverträge wenig Effekt hätte". Die neuen Händlerverträge sollen im Juli in Kraft treten. Man habe sich zudem bereits zum Jahresende mit Stellantis auf eine Erhöhung der fixen Grundmarge verständigt. "Aufwand und Nutzen einer Klage standen in keinem Verhältnis", sagt Glöckner.

Das sehen manche Jeep-Händler nicht so. Unter ihnen kursiert, dass es allein beim Grand Cherokee insgesamt um mehr als drei Millionen Euro Marge geht, die den Händlern durch den Verzicht auf eine Klage sicher entgehen. Demgegenüber stünden Prozesskosten pro Mitglied in Höhe von 150 Euro. Angesichts des geringen finanziellen Risikos sei eine Klage durchaus einen Versuch wert gewesen, findet ein Händler, der anonym bleiben will. Die drei Millionen hält Glöckner indes für zu hoch. "Ich kann nicht nachvollziehen, wie man auf diese Summe kommt."