Tesla macht es seit Jahren, nun steigen auch deutsche Automobilhersteller schrittweise in Updates der Fahrzeugsysteme Over the Air (OTA), also via Mobilfunk ein. Dass Vorsicht begründet ist, zeigt sich beim Vorreiter. So berichtete die US-Website Jalopnik von Tesla-Nutzern, bei denen nach einem automatischen Update alle Funktionen des Autopiloten ausgefallen seien.
Theoretisch sind die Möglichkeiten beeindruckend: Kunden können ihr Fahrzeug noch Jahre nach dem Kauf per App-Download mit neuen Funktionen ausstatten – und dafür zahlen – oder Sicherheitsupdates aufspielen. Mancher Rückruf würde unnötig, wenn Fehler per OTA-Update korrigiert werden.
Deutsche Hersteller machen gerade den ersten Schritt vom Daten-Update, das schon seit Jahren zur Aktualisierung von Karten im Navigationssystem eingesetzt wird, zum echten Eingriff in Algorithmen an Bord.
BMW scheint am weitesten zu sein – aber sehr vorsichtig vorzugehen. Die Münchner rollen gerade ihre ersten OTA-Software-Upgrades aus. „Bis heute sind mehrere Tausend Fahrzeuge auf zwei Kontinenten in fünf Ländern erfolgreich aktualisiert worden“, erläutert Jochen Kurbjuweit, der bei der BMW Group für diese Technik zuständig ist. Mit diesem langsamen Vorgehen wolle man eventuelle „Bugs frühzeitig erkennen, um diese vor einem Freischalten des Upgrades für alle Kunden zu beheben“.
Mit dem Release 19-03 greift BMW schon in Fahrfunktionen ein. Nach dem Upgrade beschleunigt etwa die adaptive Geschwindigkeitsregelung nach einem Stopp dynamischer. Der Spurhalteassistent warnt künftig auch vor statischen Hindernissen wie Leitplanken. Daneben spielt BMW den Fahrzeugen auch den „Intelligent Personal Assistant“ auf.
Möglich sind die Softwareaktualisierungen und -erweiterungen bei BMW seit der Einführung des „BMW Operating System 8.0“ und des sogenannten „Live Cockpit Professional“ im BMW X5 und für alle Folgemodelle.Die Software-Upgrades bekommen BMW-Fahrer kostenlos. Wenn künftig per Software komplett neue Funktionen nachträglich ins Automobil gebracht werden, sollen die Kunden zahlen, entweder in flexiblen Abo-Modellen oder durch den Kauf der Funktionen fürs ganze Fahrzeugleben.
Mercedes-Benz greift zunächst nur ins Infotainment ein und ermöglicht in den neueren Fahrzeugen OTA-Aktualisierungen für Kommunikationsmodul, Kartendaten und MBUX-Infotainmentsystem. Zusatzfunktionen werden kostenpflichtig freigeschaltet.
VW hat eine neue, OTA-fähige Elektronikarchitektur angekündigt, die in den Fahrzeugen der ID-Familie auf den Markt kommen soll. Audi bietet beginnend mit dem e-tron Kunden die Möglichkeit, nachträglich Funktionen, die schon ab Werk installiert sind, zu kaufen und per Mobilfunk freischalten zu lassen – etwa im Bereich Licht oder Parkassistenten. Over the Air werden die Funktionen nur aktiviert, aber nicht verändert. „Perspektivisch“, so ein Audi-Sprecher, seien auch Eingriffe in Algorithmen möglich.Lesen Sie auch:
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