Mercedes-Chef Ola Källenius hat einer wirtschaftlichen Abkoppelung von China eine Absage erteilt. Europa, die USA und die Volksrepublik seien so eng miteinander verflochten, dass dies nicht sinnvoll wäre, sagte der Manager der "Bild am Sonntag". So könnten beim Wachstum und Klimaschutz beide Seiten gewinnen.
Angesprochen auf die Drohungen Chinas gegen Taiwan sagte Källenius: "Wir sind nicht naiv." Es gebe Differenzen und Spannungen. Die Corona-Zeit habe gezeigt, wie empfindlich die Lieferketten seien. "Wir müssen hier widerstandsfähiger werden und etwa bei den Lithiumbatterien unabhängiger von einzelnen Staaten. Aber: Eine Entflechtung von China ist eine Illusion und auch nicht erstrebenswert.
Die deutsche Autobranche ist stark vom chinesischen Markt abhängig. Der weltgrößte Automarkt ist im vergangenen Jahrzehnt stark gewachsen. Von gut zwei Millionen Pkw, die Mercedes im vergangenen Jahr an Kunden ausgeliefert hat, gingen beispielsweise mehr als 750.000 nach China. Politiker warnen angesichts des Ukraine-Krieges und zunehmender Spannungen um Taiwan vor zu großen Abhängigkeiten. Sollte China Taiwan angreifen und sollten westliche Staaten als Reaktion darauf ähnliche Sanktionen verhängen wie gegen Russland, würde den Autobauern von einem Tag auf den anderen ein großer Teil ihres Absatzes fehlen. Hinzu kämen die Folgen für die Lieferketten, die den Bau von Autos auch für andere Märkte behindern würden.
Die Abhängigkeit der Hersteller vom chinesischen Markt verringert sich allerdings noch aus einem anderen Grund: Die einheimische Konkurrenz wird stärker und den westlichen Autobauern fällt es zunehmend schwer, den Geschmack ihrer dortigen Kunden zu treffen. Das betrifft Mercedes als Luxushersteller noch nicht so stark wie Volumenhersteller. So hat beispielsweise BYD im ersten Quartal 2023 Volkswagen als absatzstärkste Marke abgelöst. (dpa/swi)
Aus dem Datencenter:
Absatz der deutschen Premiummarken in China von 2012 bis 2022