"Für chinesische Hersteller war 2022 ein schwieriges Jahr"

Herr Klose, das laufende Jahr ist fast zu Ende. Wo steht Aiways?
Alexander Klose: Für chinesische Hersteller war 2022 ein schwieriges Jahr. Es gab mehrere Lockdowns in China, das hat uns natürlich in Mitleidenschaft gezogen und wir konnten unsere Ziele für Europa nicht ganz erreichen.

Das Bafa weist seit Beginn der Zählung für Aiways gerade mal 1000 Anträge auf Umweltbonus aus.
Das kann schon sein, wir haben noch nicht alle ausgeliefert und bekommen noch einige Fahrzeuge nach Deutschland geliefert. In Europa haben wir im laufenden Jahr eine vierstellige Zahl ausgeliefert.

Steht Deutschland bei Aiways in der zweiten Reihe?
Deutschland läuft bei uns normal mit und reiht sich ein. Dänemark ist beispielsweise für uns ebenfalls ein starker Markt.

In Deutschland verkaufen Sie Aiways-Modelle über die Elektronikmarkt-Kette Euronics. Ist das der falsche Weg?
Je nach Land haben wir in Europa verschiedene Ansätze. Wir arbeiten mit verschiedenen Importeuren zusammen, die je nach Land unterschiedliche Kanäle nutzen. Das geht vom Servicepartner über den klassischen Händler bis Euronics. Wir sind mit dem Ansatz sehr zufrieden.

Inwiefern?
Wir brauchen noch Verkäufer, die Kunden beraten, aber wir brauchen keine großen Autohäuser mehr. Bei Euronics haben wir beispielsweise Elektro-Experten, die sich das Wissen über das Auto zusätzlich aneignen. In Deutschland vertreiben wir zudem Abos über Finn.

Aber wer kauft ein Auto, das zwischen Toaster und Waschmaschine steht?
Im Unterschied zu Haushaltsgeräten wollen die Kunden eine intensive Beratung und eine Probefahrt. Beides bekommen sie bei Euronics. Auch das Modell klassischer Händler ändert sich. Zunehmend setzen sie auf mehrere Marken. Jeder hat also Lernbedarf.

Verbraucher suchen ein Auto eher beim Mehrmarkenhändler.
Vielleicht wird Euronics noch zum Mehrmarkenhändler. Für uns ist es denkbar, dass wir noch andere Player in unser Vertriebsnetz aufnehmen. Wir haben bereits mit Handelsgruppen und Importeuren gesprochen, die uns flexibel genug erscheinen. Am Ende geht es darum, den Kunden zu erreichen.

Ergänzen Sie den deutschen Vertrieb über Euronics um traditionelle Autohäuser?
Das ist auch denkbar. Wir sind uns über die beste Lösung noch nicht sicher und suchen, wie andere Marken auch, noch den richtigen Ansatz. Unsere Herausforderung ist auch unsere geringe Markenbekanntheit. Wer einen BMW sucht, weiß wo er hin muss.

Im nächsten Jahr kommen weitere chinesische Marken auf den deutschen Markt. Ist dies für Sie von Vor- oder von Nachteil?
Das hilft uns natürlich, die Hemmschwelle vor chinesischen Herstellern abzubauen. Das schlimmste wäre, wenn das Produkt "Made in China" einen negativen Touch bekommen würde. Aber das fürchte ich mittlerweile von keinem chinesischen Hersteller mehr. Die chinesischen Produkte haben sich stark gewandelt.

Aber Aiways bekommt deutlich mehr Wettbewerb.
Wir haben einen Vorsprung. Weil wir schon länger auf dem Markt sind, verstehen wir ihn deutlich besser. Ich glaube nicht, dass uns in Sachen Vertrieb und Service aktuell einer das Wasser reichen kann.  

Sie hatten Anfang des Jahres über ein Werk in Europa nachgedacht und Deutschland ins Spiel gebracht. Wie weit sind die Pläne?
Wir sind uns sicher, dass wir dies machen wollen. Wissen aber noch nicht genau wo und wann. Ein entscheidender Faktor ist: Können wir die wichtigsten Komponenten, wie Batterien, vor Ort beziehen. Wenn dies möglich ist, können wir recht schnell mit einem SKD-Werk starten.

Wann wollen Sie sich entscheiden?
Wir sind dran. Die Entscheidung fällt im nächsten Jahr.

Wollen sie eher ein neues Werk errichten oder ein bestehendes übernehmen?
Egal ob Green oder Brown Field – beides hat seine Vorteile. Es gibt ja reichlich Überkapazitäten. Wir haben genügend Angebote, in beide Richtungen. Ziel ist ein Werk mit einer Kapazität von 150.000 bis 200.000 Einheiten.

Aus dem Datencenter:

Entwicklung der Listenpreise von E-Autos von 2020 bis 2022