Pötsch hadert mit Börsenwert

Die Zahlen stimmen eigentlich. Die Holding Porsche SE hat das Konzernergebnis nach Steuern im Jahr 2022 auf 4,8 Milliarden Euro gesteigert. Im Vorjahr waren es 4,6 Milliarden Euro. Maßgeblich beeinflusst ist das Konzernergebnis nach Steuern durch die Kernbeteiligung an Volkswagen. Die Kurzformel lautet. Geht es dem Konzern gut, dann floriert auch die Porsche SE als Mehrheitseignerin.

Künftig wird auch das Abschneiden der Porsche AG eine größere Rolle spielen, denn die Porsche SE hat mit dem Börsengang des Sportwagenbauers einen Anteil von 25 Prozent plus eine Stammaktie erworben. "Mit dieser Investition konnten wir unser Portfolio um ein wachstums- und zugleich dividendenstarkes Unternehmen mit einzigartiger Positionierung im automobilen Sport- und Luxusbereich ergänzen", so Hans Dieter Pötsch, der Vorstandschef der Porsche SE ist und auch Aufsichtsratschef des Volkswagenkonzerns.

Für den Erwerb der Anteile im Gesamtwert von 10,1 Milliarden Euro musste die Porsche SE 7,1 Milliarden Euro fremdfinanzieren. Entsprechend steht am Ende des Jahres 2022 bei der Nettoliquidität ein dickes Minus von 6,7 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr waren es noch 641 Millionen Euro. Pötsch kündigte an, jedes Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag in die Rückführung der Schulden zu investieren.

Als erster Schritt zur langfristigen Ausfinanzierung sei ein Schuldscheindarlehen im Volumen von rund 2,7 Milliarden Euro platziert worden. Wegen der Verschuldung bleibt die Porsche SE trotz der hohen Gewinne bei einer vorsichtigen Dividendenpolitik. Wie im Vorjahr sollen Vorzugsaktionäre 2,56 Euro je Aktie erhalten und Stammaktionäre 2,554 Euro je Aktie. Dies entspricht einer Ausschüttungssumme von 783 Millionen Euro. Der Vorschlag muss von der Hauptversammlung am 30. Juni abgesegnet werden.

Neben den Hauptbeteiligungen an Volkswagen und Porsche investiert die Porsche SE auch in viele kleinere Firmen und Start-ups, die an neuen Technologien arbeiten. Zu den Beteiligungen gehören etwa Quantum Motion, PTV Logistics, ABB E-Mobility oder Inrix. "Wir wollen die Porsche SE als weltweit renommierte Beteiligungsgesellschaft weiter skalieren und über makroökonomische Zyklen hinweg Wert für unsere Aktionäre schaffen", so Lutz Mechke, Vorstand für Beteiligungen bei der Porsche SE. Bisher seien 500 Millionen Euro investiert worden.

Trotz dieser vermeintlich guten Aufstellung und einer guten Perspektive bleibt der Börsenwert der Porsche SE bescheiden. Mit einem aktuellen Kurs von 52,68 Euro ergibt sich eine Marktkapitalisierung von 16,1 Milliarden Euro. Für Hans Dieter Pötsch ist dies eindeutig zu wenig. Selbst wenn man die Verschuldung in Höhe von 6,7 Milliarden Euro einberechne, bleibe über die Beteiligungen an VW und Porsche ein Nettovermögenswert von 32,6 Milliarden Euro. Dies würde einem Aktienkurs von 106,58 Euro entsprechen. "Dieser Abschlag ist nicht zu erklären und nicht gerechtfertigt", so Pötsch. Dies werde man in Zukunft deutlicher herausstellen.

Weder den üblichen Holding-Abschlag noch die juristischen Risiken wegen zahlreicher noch laufender Verfahren gegen die Porsche SE lässt Pötsch dabei als Erklärung für das schwache Abschneiden an der Börse gelten. Sowohl bei den Klagen im Zusammenhang mit dem Beteiligungsaufbau von Porsche am Volkswagenkonzern im Jahr 2009 als auch wegen des Diesel-Skandals seien bisher zugunsten der Porsche SE entschieden worden. "Wir sind überzeugt, dass wir uns hier durchsetzen werden", so Pötsch. Deshalb sei auch eine außergerichtliche Einigung nicht geplant. Und als Holding sei die Porsche SE sehr schlank aufgestellt.

Für das laufende Jahr rechnet Pötsch vorbehaltlich aller Risiken mit einem Konzernergebnis nach Steuern zwischen 4,5 Milliarden Euro und 6,5 Milliarden Euro. Zudem werde zum Ende des Jahres eine Konzern-Nettoliquidität angestrebt, die sich ohne Berücksichtigung künftiger Investitionen und Verkäufe zwischen minus 6,1 Milliarden Euro und minus 5,6 Milliarden Euro bewegen werde.

Aus dem Datencenter:

Struktur von Porsche nach dem Börsengang