Herr Becker, warum sind Sie so überzeugt, dass Open-Source-Software der Schlüssel ist für die künftige Software-Architektur in Fahrzeugen?
Da muss man etwas differenzieren. Unser Apex.OS-Betriebssystem beruht auf dem Open-Source-Betriebssystem ROS, ist aber von uns weiterentwickelt worden, weil es nicht so effizient und vor allem sicher war, wie wir es uns gewünscht haben. Darüber hinaus ist Apex.OS vom TÜV Nord zertifiziert worden. Seither ist es keine Open Source mehr, aber es profitiert weiter von der sehr breiten Basis von ROS und von seiner vielfach erprobten Architektur. Ein weiterer großer Vorteil liegt darin, dass Sie mit Apex.OS-Lösungen mit deutlich weniger Aufwand entwickeln können. Ein Betriebssystem wie dieses von Grund auf zu entwickeln, erfordert den Einsatz von grob gesagt 10.000 Entwicklern. Im Falle von Apex.OS waren für die Weiterentwicklung von ROS nur 100 Fachkräfte nötig, an ROS selbst, also dem Open-Source-Basissystem, arbeiten aber seit über zehn Jahren hunderttausende Entwickler an Universitäten und in Firmen.
Apex.AI ist ein US-Unternehmen, aber Sie treffen vor allem bei deutschen Automotive-Unternehmen auf Interesse. Wie kommt das?
In der deutschen Automobilindustrie besteht ein starkes Bewusstsein für die immense Bedeutung von software-getriebenen Innovationen. Deshalb sehen wir hierzulande ein starkes Echo auf unsere Entwicklungen.
Welche Unternehmen arbeiten bereits mit Ihnen zusammen?
Ich kann nicht alle nennen, aber nennen kann ich beispielsweise, dass Daimler Truck, ZF und Continental investiert haben.
Sie haben beim jüngsten Automobilwoche-Kongress stark dafür plädiert, sich von „Altlasten“ in der IT-Architektur zu verabschieden. Was verstehen Sie darunter?
Ein von Grund auf entwickeltes, kohärentes System wird ein aus vielen Quellen gespeistes System immer um Längen schlagen. Es ist effizienter, weniger fehleranfällig und anpassungsfähiger.
Warum aber scheitern etablierte Autobauer immer wieder an der Aufgabe, genau dieses Ziel zu erreichen – obwohl sie enorme Ressourcen dafür einsetzen?
Viele große Unternehmen aus der Automotive-Welt übertragen das, was sie bei der Hardware-Entwicklung gelernt und erfolgreich umgesetzt haben, in die Software-Welt. Sie machen keinen klaren Schnitt mit der Vergangenheit, sondern skalieren eine Vielzahl bestehender Systeme und versuchen dann, immer mehr Funktionen an dieses System-Konvolut anzudocken. Das ist auch dem Silo-Denken zu verdanken, das wir bei Apex.AI immer wieder in den großen Unternehmen antreffen. Jede existierende Organisation verteidigt ihr Silo. Das wird allerdings in den seltensten Fällen funktionieren. Wenn nahezu jeder Zulieferer seine eigenen Steuersysteme entwickelt und eigene Funktionen damit verknüpft, dann werden diese funktionalen Codes nicht im Gesamtsystem getestet, das der OEM entwickelt. Dadurch tauchen Fehler erst sehr spät, nämlich bei der Integration in ein Gesamtsystem auf, was die Fehlerbeseitigung langwierig und kostspielig macht.
Wie sieht Ihr Gegenkonzept aus?
Wir sind überzeugt, dass am Anfang immer eine einheitliche saubere Architektur stehen muss, die natürlich kontinuierlich weiterentwickelt wird und in die man weitaus einfacher viele neue Funktionen integrieren kann. Dieses Basissystem und kundenspezifische Anpassung bieten wir an.
Aus dem Datencenter: