Wie Volvo mit Echtzeitdaten Unfälle verhindern will

Volvo will mit der Technologie in seinen Fahrzeugen die Sicherheit auf den Straßen aktiv verbessern. Dabei helfen soll eine Zusammenarbeit mit staatlichen Verkehrsbehörden, um Fahrer anhand von Echtzeitdaten vor Gefahren zu warnen. Das Warnsystem "Accident Ahead Alert" soll zunächst in Dänemark verfügbar sein und später auf andere europäische Märkte ausgedehnt werden.

"Wir können Ihnen sagen, was um die nächste Ecke los ist", sagte Åsa Haglund, die das Volvo Cars Safety Center leitet, der Automobilwoche-Schwester Automotive News Europe. Volvo schätzt, dass es 2,6 Millionen Fahrzeuge auf Europas Straßen gibt, die potenziell auf das System zugreifen könnten. Davon haben sich demnach bis jetzt rund 500.000 Volvo-Kunden in Europa dafür entschieden, die Technologie einzuschalten.

Die entsprechende Technologie wird seit Jahren in Volvo-Modellen der 40er-, 60er- und 90er-Serien installiert, aber bisher wurden Warnungen nur zwischen Volvo-Fahrzeugen in Europa und den USA kommuniziert. Was dem System bisher fehlte, war der Zugang zu behördlichen Echtzeitdaten.

Über deren Bedeutung für das System sagte Haglund: "Das Schöne daran ist, dass es alle verfügbaren Daten der Verkehrsbehörde berücksichtigt. Das bedeutet, dass es Warnungen vor Unfällen mit allen Autos sowie anderen Verkehrsteilnehmern geben wird." Dänemark wurde als erster Markt für das Warnsystem ausgewählt, weil die dortigen Behörden hochwertige Echtzeitdaten sowie eine weite Abdeckung haben.

Um das System nutzen zu können, müssen Autobesitzer Volvo ihre Zustimmung geben, ihre Daten anonym zu teilen. "Die einzigen Daten, die wir teilen, sind der Standort und die Art des Unfalls", sagte Haglund, die im vergangenen Jahr die Leitung des Sicherheitszentrums von Volvo übernommen hat.

Während Volvo möchte, dass das System einwandfrei funktioniert, ist es wahrscheinlicher, dass es eine Genauigkeit von 70 bis 80 Prozent erreichen wird, sagte Haglund und fügte hinzu, dass alles unter 70 Prozent inakzeptabel wäre: "Ansonsten werden die Menschen dem System nicht mehr vertrauen."

Fahrer werden gewarnt, wenn ein Unfall ungefähr 200 Meter vor ihrem aktuellen Standort liegt. Haglund sagte, Volvo wolle den Dienst auf andere Märkte ausweiten, der Schwerpunkt liege zunächst aber auf den Ländern, die Teil des europäischen "Data for Road Safety"-Ökosystems sind.

Dazu gehören Deutschland, Österreich, das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Spanien und Schweden. "Wir teilen unsere Daten bereits mit all diesen Partnern", sagte Haglund. Länder, die nicht Partner in der Gruppe sind, sind zum Beispiel Frankreich, Italien, Portugal und alle Länder Osteuropas.

Volvo kann sich dabei auch eine Zusammenarbeit mit Konkurrenzherstellern zum Austausch von Informationen zur Verhinderung von Unfällen vorstellen. Die BMW Group, der Volkswagen-Konzern, Mercedes-Benz und Ford sind bereits Partner im "Data for Road Safety"-Ökosystem.

Haglund sagte, Volvo werde keine Gebühren für die Weitergabe seiner Daten erheben, weil man der Meinung sei, dass die Verhinderung von Unfällen das übergeordnete Ziel sein sollte. Eine Schätzung darüber, wie viel es einen anderen Hersteller kosten würde, die Fähigkeit zum Datenaustausch hinzuzufügen, wollte sie nicht abgeben.

Auf die Frage nach den Einführungsplänen für die USA und China sagte Volvo, dass diese Märkte zwar in Betracht gezogen würden, aber kein Zeitplan festgelegt sei.