"Wenn wir vom Pfad abweichen, wird die Regierung nachsteuern"

Zwischen Soll und Ist klafft in der Autobranche auf dem Weg zu "Zero Emission" derzeit noch eine deutliche Lücke. Das machte Oliver Herkommer, CEO der Ingenics AG, in seinem Vortrag deutlich. Eine Studie der Unternehmensberatung kam zum Ergebnis, dass sich zwar 80 Prozent der Großunternehmen im verarbeitenden Gewerbe strategische Ziele für den Klimaschutz gesetzt haben, der Zielerreichungsgrad jedoch noch unter 20 Prozent liegt.

Immerhin 61 Prozent wollten diese aber bis 2030 erreichen – elf Prozent jedoch erst bis 2045 oder sogar später. Die Unternehmen seien noch viel zu zögerlich, konstatierte Herkommer. Und er gab den Teilnehmern der Konferenz gleich auch eine Warnung mit auf den Weg: "Wir müssen davon ausgehen, dass wenn wir vom Pfad abweichen, die Regierung nachsteuern wird."

Dass Eile geboten ist, wissen aber die meisten. Drei Viertel der Befragten in der Studie gab an, dass Klimaschutzmaßnahmen eine höhere Wettbewerbsfähigkeit mit sich brächten. Ursache für dieses Missverhältnis könnten die Kosten sein: 60 Prozent stuften die Investitionshöhe als Herausforderung ein. Das dürfte auch beim Thema Kreislaufwirtschaft gelten: Obwohl 85 Prozent der Befragten neben der Verringerung der Emissionsintensität die Kreislaufführung von Materialien und Produkten als zusätzliches Ziel im Bereich ökologische Nachhaltigkeit sehen, habe nur ein Viertel damit begonnen, sein Geschäftsmodell auf Kreislaufwirtschaft anzupassen, so Herkommer.

Unternehmen, die ihre Emissionen senken wollen, müssten drei Handlungsfelder bearbeiten, so Herkommer. Das erste sei die Green Factory. Stellhebel hier seien eine energieautarke und CO₂-neutrale Produktion, eine genaue Erfassung von Energieverbräuchen sowie eine unabhängige Energieversorgung. "Die Fabrik muss CO2-neutral sein", sagte Herkommer. Das bringe jedoch 20 Prozent Mehrkosten mit sich. Auf der anderen Seite ermögliche genaues Monitoring aber auf der anderen Seite etwa 20 bis 40 Prozent Energieeinsparung.

Das zweite Handlungsfeld ist die Lieferkette der Unternehmen. Hier gelte es zunächst die Logistiknetzwerke zu optimieren, so Herkommer. "Wir haben immer noch zu viele Leertransporte." 37 Prozent aller Lkw-Transporte derzeit seien leer. Zudem sollten die Antriebstechnologien modernisiert bzw. elektrifiziert werden und die Verpackungen recycelbar gemacht oder auf Mehrweg umgestellt werden.

Zu guter Letzt gebe es auch bei den Produkten noch viel Potential. So gelte es beispielsweise CO2-Entscheidungstransparenz herzustellen. Nur ein Einblick in den CO2-Fußabdruck eines Produkts schaffe Verständnis und liefere Ansätze um die CO2-Bilanz zu verbessern.

Für die Umsetzung all dieser Maßnahmen sei jedoch eine ausgeklügelte datenbasierte Strategie erforderlich. Eine zielgerichtete Transformation funktioniere nicht ohne die passende, langfristige Strategie sowie einen ganzheitlichen Masterplan. "Wir müssen die Unternehmensstrategie um eine Klimastrategie ergänzen und daraus einen Masterplan ableiten", erklärte Herkommer.

Nach der Strategie müssten Unternehmen ihre Datenbasis auswerten um darauf basierte Pozentiale zu ermitteln. Danach könne man Maßnahmen definieren, die in Teilschritten umgesetzt werden können.