Künftig zahlt das Fahrzeug

Egal ob Tanken, Parken oder Autowäsche -künftig kann das Auto die Rechnung zahlen. "Das Fahrzeug wird gerade zu einem weiteren Kanal für Zahlungen neben Kanälen wie Apps oder Webseiten", sagt Tilmann Dengler, der bei J.P. Morgan den Bereich Zahlungsverkehr und E-Commerce in Nordeuropa/DACH leitet. Bis sich die Verbraucher an die neue Option gewöhnt haben, brauche es jedoch noch Zeit.

Das Bezahlen im Auto ist einfach. Zumindest bei Mercedes. Ein Fingerabdruck reicht. PIN oder Freigabe über Smartphone sind nicht nötig. Ende September führte der Premiumhersteller die Technologie gemeinsam mit Mastercard als Erster ein. Nun können Mercedes-Fahrer an 3600 Tankstellen in Deutschland digital die Rechnung begleichen.

"Wir sind Pioniere bei nativem In-Car-Payment und arbeiten bereits an der Integration weiterer Dienstleistungen", sagt Franz Reiner, Vorstandsvorsitzender von Mercedes-Benz Mobility.

Laut einer Studie von Mastercard kann sich mehr als jeder Zweite (51 Prozent) im Alter zwischen 18 und 39 Jahren vorstellen, sein Auto zum Zahlen zu nutzen. Vor allem das Begleichen der Parkgebühren (65 Prozent) sowie Tanken und Laden (60 Prozent) via Auto kommen gut an. Bei komplexeren Dingen ist die Vorsicht größer: Jeder Dritte würde direkt über das Auto-Display die Autowerkstatt buchen und bezahlen.

Auch das spätere Dazubuchen diverser Ausstattungsmerkmale wie Assistenzsysteme und Lichtfunktionen gehört dazu. Doch bislang berichten Händler von zurückhaltendem Interesse. "Das kommt noch", ist Ali Almakky, Leiter des internationalen Zahlungsverkehrsgeschäfts für den Mobilitätsbereich bei J.P. Morgan, überzeugt: "Je größer der Nutzen eines FoD-Angebots, desto besser wird es angenommen." Könne man mit Functions on Demand sparen, würden dies die Verbraucher nutzen. Analysten von J.P. Morgan schätzen, dass Verbraucher künftig jährlich rund 750 Euro für mobilitätsbezogene Produkte und Dienstleistungen ausgeben.

"Der wichtigste Treiber für In-Car-Payment ist derzeit das Laden von Elektroautos", sagt Almakky. Für viele ist dies noch umständlich. Die Ladeinfrastruktur und Abrechnung präsentieren sich kleinteilig. Der Wunsch nach problemlosem und bequemem Laden und Abrechnen nimmt zu. So könnte die Elektromobilität auch ein Treiber für den neuen Bezahlkanal sein.

"Je mehr Elektroautos auf den Markt sind, desto wichtiger wird In-Car-Payment", sagt Almakky. Die Großbank ist 2021 durch die Mehrheitsübernahme der VWFS-Tochter Volkswagen Payment in das Geschäft eingestiegen. Das war erst der Anfang. "Wir sind im Dialog mit einer Reihe der wichtigsten Hersteller der Welt", sagt Almakky. "Das wollen wir weiter ausbauen."

Das Engagement könnte sich lohnen. Dies prognostiziert zumindest eine Studie, die Juniper Research bereits Ende 2021 veröffentlichte. Demnach soll die Zahl der weltweiten Zahlvorgänge in Fahrzeugen von 87 Millionen im Jahr 2021 auf 4,7 Milliarden im Jahr 2026 steigen. Entsprechend groß sind die Erwartungen: "Läuft es gut, könnte der Markt in den nächsten fünf bis sieben Jahren auf bis zu 600 Milliarden Dollar zulegen", sagt Almakky.

Dabei entwickelte sich das Interesse regional mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. "China ist in diesem Bereich sicherlich anderen Ländern weit voraus", sagt Dengler. Die Rahmenbedingungen in den USA unterschieden sich von den Vorgaben in Europa. "Hier entwickelt sich der Markt schneller, aber Deutschland ist nicht unbedingt Vorreiter."

Aus dem Datencenter:

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