Eric Moreau, verantwortlich für die globalen Lieferketten beim französischen Zulieferer Forvia Electronics, sagt: "Die erste Lehre aus der Halbleiterkrise ist, dass wir mit unseren Zulieferern transparent sein müssen. Die zweite ist, dass wir agil sein müssen und wissen, wie wir schnell entscheiden, indem wir Vorhersagen treffen."
Die Unternehmensberatung Capgemini hat im Sommer 1004 Führungskräfte aus der globalen Automobilindustrie zur ihrer Lieferketten-Strategie befragt. Sie kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Branche hat schnell dazugelernt. Immerhin die Hälfte der befragten Unternehmen gab an, dass sie mit dem Wissen von heute 60 Prozent der Umsatzeinbußen des Jahres 2022, die gerissene Lieferketten verursacht hatten, vermeiden würden - dank besserer Vorsorge. Die verantwortlichen Manager bewerten die Nachteile der bisherigen Just-intime-Methode höher. Sie setzen stattdessen mehr auf regionale Belieferung und überdenken Lieferketten aus weit entfernten und geopolitisch problematischen Weltregionen.
"Der Anteil der Offshore-Lieferungen ist in den letzten zwei Jahren um 22 Prozent gesunken", stellt Alexandre Audoin fest, der den "Automotive supply chain survey 2023" von Capgemini verantwortete. Führend bei diesem Trend sind europäische Firmen. 81 Prozent der Zulieferer und 44 Prozent der OEMs haben ihre Lagerbestände erhöht. Die Widerstandsfähigkeit der Lieferketten ist dadurch gestiegen, der Auftragsstau hat sich verringert.
Doch größere Lagerbestände allein stellen noch keine langfristige Lieferketten-Strategie dar, betonen die Capgemini-Berater. Sie warnen vor einer ungleichen Verteilung der Lasten bei der Neugestaltung der Lieferketten. Berater Audoin: "Die Lieferanten tragen den größten Teil der finanziellen Belastung einer solchen kurzfristigen Strategie, da sie in der Regel höhere Zinssätze als die OEMs zu bedienen haben. Daher ist eine solche Strategie langfristig nicht lebensfähig."
Aus dem Datencenter:
Wertanteil von Halbleitern und Sensoren an einem Fahrzeug 2021 bis 2025
Rückgang der Beschaffung der Autoindustrie aus Übersee-Quellen 2021 zu 2023
Herkunft der Lieferungen für die Autoindustrie 2021 bis 2025