Autoindustrie in Großbritannien droht der nächste Schlag

Die britische Automobilindustrie droht einen weiteren Pfeiler zu verlieren. Nissan stellt sein Werk in Sunderland infrage. Der japanische Hersteller hat Probleme mit den Kosten und der Auslastung.

"Es ist eine Herausforderung, 40 Prozent zu erreichen", sagte Ashwani Gupta, Chief Operating Officer bei Nissan, laut der britischen Zeitschrift "Car Dealer Magazine“.

Im vergangenen Jahr produziert Nissan rund 238.000 Autos in Sunderland, dem größten Werk in Großbritannien. Im Jahr 2016 waren es noch rund eine halbe Million Fahrzeuge.

Der japanische Hersteller bekommt die Folgen des Brexits und der aktuell schwierigen Rahmenbedingungen voll zu spüren. Die Kosten für die Produktion sind zu hoch.

Laut Ashwani machen beispielsweise steigende Energiekosten die Produktion auf der Insel deutlich teurer als auf dem Kontinent. Hinzu kommt die schwierige Situation in der Lieferkette: Durch Produktion der Zulieferer würden die Kosten weiter sinken.

Nun scheint die britische Regierung gefragt. Laut Ashwani würde staatliche Hilfe die Entscheidung für weitere Investitionen in das Werk deutlich erleichtern.

Die britische Automobilindustrie hat in den vergangenen Jahren deutliche Rückschläge einstecken müssen. Noch 2016 produzierten die Hersteller in Großbritannien deutlich mehr als 1,5 Millionen Autos, vor Ausbruch der Pandemie 2019 noch rund 1,3 Millionen. Seit Corona ist die Produktion auf deutlich unter eine Million Autos gestürzt.

Im vergangenen Jahr produzierten die Autobauer gerade noch 775.000 Fahrzeuge in Großbritannien, knapp zehn Prozent weniger als zwölf Monate zuvor. Knapp ein Drittel der Produktion stammt aus dem Nissan-Werk in Sunderland. Nennenswerte Anteile haben noch Jaguar Land Rover, Mini und Toyota.

Wie in anderen Ländern kämpft auch die britische Autoindustrie mit der Umstellung auf Elektromobilität. Mit 234.000 Einheiten sind knapp ein Drittel der reine Elektro-, Plug-in- oder Hybrid-Autos. Ein Plus von 4,5 Prozent.

Quelle: SMMT

Mike Hawes vom britischen Autoverband SMMT verweist auf die schwierige Situation der Branche und die Transformation der Autoindustrie. Hawes Schlussfolgerungen: "Dies bedeutet, eine Strategie zu entwickeln, um die britische Batterieproduktion schnell auszubauen und den Wandel zu Elektrofahrzeuge auf der Grundlage der Stärken des britischen Automobilsektors voranzutreiben: hochqualifizierte und flexible Arbeitskräfte, hervorragende Ingenieurleistungen, technische Innovation und Produktivitätsniveaus, die zu den besten in Europa gehören."

Ob die Zeit für die Transformation noch reicht, bleibt offen. Für Britishvolt jedenfalls nicht. Mitte Januar musste das Batterie-Start-up Insolvenz anmelden. Für die britische Autoindustrie ein empfindlicher Rückschlag in den Zielen, das Land zu einem wichtigen Standort für die Batterieproduktion aufzubauen.

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