Daimler Truck sieht "Dekade des Busses"

In der Corona-Pandemie lag das Bus-Geschäft weltweit darnieder, da Reisen und auch öffentliche Verkehrsmittel teils tabu waren oder von den Menschen gemieden wurden. Nun aber hat sich der Markt gedreht. "Wir sehen eine Dekade des Busses", sagt Till Oberwörder, Spartenchef bei Daimler Truck. Mit diesem Rückenwind will Daimler Buses auch die Profitabilität in den nächsten Jahren verbessern. Neben dem sich erholenden Reisemarkt trage auch der verstärkte Klimaschutz in den Städten zur guten Entwicklung bei.

Zwar machen elektrische Busse bisher nur einen geringen Anteil am gesamten Absatz aus. Im vergangenen Jahr verkaufte Daimler Truck 500 E-Citaro und damit 6,25 Prozent der in Europa abgesetzten 8000 Fahrzeuge. Schaut man auf den weltweiten Absatz von 26.200 Einheiten, ist der Anteil sogar fast zu vernachlässigen. Aus Sicht Oberwörders wird sich dies aber ändern, denn der Druck vor allem auf die Städte wachse durch die Regulierungen.

Mindestens 90 Prozent aller Stadtbus-Neuanschaffungen eines Flottenbetreibers müssen laut EU-Vorgaben ab 2030 aus lokal CO2-neutralen Fahrzeugen bestehen. Das Segment der Überland- und Reisebusse soll ab 2030 45 Prozent weniger CO2 ausstoßen. Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, müssen sie ihre Flotten erneuern und verstärkt auf emissionsfreie Fahrzeuge umstiegen. "Da Genehmigungen etwa für Infrastruktur oft länger dauern, wird der Hochlauf an Fahrt aufnehmen", ist Oberwörder überzeugt.

Neben einem breiten Angebot an rein elektrischen Bussen oder solchen mit einer Brennstoffzelle als Range-Extender sieht sich Oberwörder auch deshalb gut aufgestellt, weil Daimler Buses über eine Tochter die komplette Umstellung eines Betriebshofes übernehmen kann. Dazu gehört beispielsweise auch die Errichtung der benötigten Infrastruktur. So habe das Unternehmen kürzlich eine Ausschreibung der Stadt Den Haag gewonnen, die neben Elektro-Bussen auch 41 Ladestationen mit insgesamt 122 Ladepunkten für das Bus-Depot vorsehen.

Zwar ist das Geschäft mit Bussen heute vor allem auf Europa und Lateinamerika fokussiert. Großes Potenzial verspricht sich Oberwörder aber vom US-Markt, wo Daimler Buses mit dem Mercedes Tourrider einen Teil vom Kuchen haben möchte. Das mit einer rostfreien Karosserie und robusten Klimaanlagen speziell auf die Anforderungen der US-Kunden zugeschnittene Modell soll längerfristig einen Marktanteil von 15 bis 20 Prozent erobern. Der Trend ist eindeutig. 3834 Einheiten in Nordamerika 2023 bedeuten einen Zuwachs von 39 Prozent.

Der Rückenwind aus den Märkten führt außerdem dazu, dass Personalabbau an den deutschen Standorten Mannheim und Neu-Ulm derzeit kein Thema mehr ist. Die Auslastung in beiden Werken sei gut, so Oberwörder. Dennoch will das Unternehmen an der Kostenbasis arbeiten. So ist bereits beschlossen, dass der Rohbau in Zukunft nach Tschechien verlagert wird. Oberwörder weist außerdem auf zunehmende Synergien mit der Truck-Sparte hin, etwa bei elektrisen Antrieben. Auch sollen die Komponenten weiter vereinheitlicht werden oder Ersatzteile aus dem 3D-Drucker kommen.

Auch das Wachstum auf dem US-Markt soll die Profitabilität in den kommenden Jahren weiter verbessern. 2023 lag die Rendite bei 4,7 Prozent des Umsatzes. Unter günstigen Marktbedingungen soll die bereinigte Umsatzrendite bis zum Ende der Dekade auf neun Prozent anstiegen. Bereits ab 2025 plant Daimler Buses acht Prozent zu erreichen. Für das Jahr 2024 rechnet der Hersteller mit 23.000 bis 28.000 verkauften Einheiten und einer Rendite von fünf bis sieben Prozent.

Aus dem Datencenter:

CO2-Einsparpotenzial in Deutschland bis 2030