Herr Cornelius, alle reden vom Auto der Zukunft als Smart Device auf Rädern. Wie weit sind Sie bei Mercedes aus ihrer Sicht auf dem Weg dorthin?
Schon seit Jahren sind alle unsere Fahrzeuge mit Kommunikationsmodulen ausgestattet und Teil des „Internet of Things“, das heißt Kunden können beispielsweise über ihr Smartphone Daten aus ihrem Fahrzeug abrufen, es aus der Ferne konfigurieren oder Türen öffnen und schließen. Mit unserer neuen A-Klasse, die im Frühjahr auf den Markt gekommen ist, haben wir den Grad der intelligenten Vernetzung nochmals deutlich erhöht. Unsere Mercedes-Benz User Experience, kurz MBUX, ist mit künstlicher Intelligenz ausgestattet, hat einen Sprachassistenten, mit dem man sich ganz normal unterhalten kann und bietet zum Beispiel erstmals echte Augmented Reality Unterstützung bei der Navigation – um das Fahren noch komfortabler und sicherer zu machen.Was muss eine zukünftige E/E-Architektur können, was sie heute noch nicht kann?Die Anforderungen an die Elektrik/Elektronik im Fahrzeug wachsen mit jeder neuen Fahrzeuggeneration. Um ein paar Stichworte zu nennen: zunehmender Automatisierungsgrad mit vielen neuen Sensoren, komplexe Umfelderkennung, neue Technologien im Bereich Infotainment, K.I.-basierte Systeme, Vernetzung mit der Außenwelt… Ich könnte noch viele andere Stichworte nennen. Allen gemein ist, dass der Datendurchsatz massiv ansteigt und die Latenzzeiten deutlich sinken müssen. Und hinzu kommen dann noch die üblichen Herausforderungen in Sachen Haltbarkeit bei unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen und die Vermeidung von elektromagnetischen Störungen.Mit welchen Partnern arbeiten Sie zusammen und nach welchen Kriterien werden diese ausgewählt?Wir arbeiten weltweit mit unterschiedlichen Lieferanten zusammen. Wichtige Faktoren sind dabei beispielsweise Qualität und Verfügbarkeit der Komponenten – aber auch andere Faktoren zählen: Auch bei unseren direkten Zulieferern in aller Welt dringen wir auf die Einhaltung unserer Nachhaltigkeitsstandards. Wir erwarten von ihnen zudem ein integres und regelkonformes Verhalten. Für unsere direkten Zulieferer gelten unsere Supplier Sustainability Standards, die neben der Erfüllung umfangreicher ökologischer Vorgaben unter anderem auch die Achtung der Menschenrechte verlangen.Welche der Trends automatisiertes Fahren, E-Mobilität oder Vernetzung ist der stärkste Treiber?Diese Trends lassen sich nicht solitär betrachten. Jeder dieser Punkte, hat das Potential, unsere Industrie auf den Kopf zu stellen. Die wahre Revolution steckt allerdings in der Verknüpfung all dessen. In der Verbindung aller CASE-Zukunftsfelder wandelt sich Daimler vom Automobilhersteller zum Mobilitätsdienstleister und gestaltet „Intuitive Mobilität“: mit komfortablen, nutzerfreundlichen Produkten und Services, die das Leben und die Mobilität unserer Kunden einfacher machen. So elektrifizieren wir unsere Pkw, Trucks, Vans und Busse. Allein in der Pkw-Sparte wollen wir bis 2022 mindestens zehn vollelektrische Modelle einführen – vom smart bis zum SUV. Vernetzte Fahrzeuge und digitale Dienste sind schon heute verkaufsentscheidend: Mit Mercedes me, Mercedes PRO oder Uptime bieten wir umfassenden Zugang zu Marken- und Dienstleistungswelten. Und auch Mobilitätsservices wie car2go, moovel oder mytaxi werden immer wichtiger. Was passiert mit den Daten und wie wird ein Zugriff von außen verhindert?Alle Mercedes-Benz Fahrzeuge verfügen über umfangreiche Sicherheits- und Diebstahlschutz-Systeme. Sicherer Zugriff auf Systeme, Datensicherheit, Datenschutz und Diebstahlschutz sind wichtige Bausteine unserer Forschungs- und Entwicklungsaktivtäten. Die Entwicklung von Schutz- und Sicherheitsmechanismen wird über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs hinweg fortgeführt. Bei der Weiterentwicklung unserer Schutzmechanismen berücksichtigen wir die neuesten Erkenntnisse und Veröffentlichungen über kriminelle Methoden sowie über Angriffe auf Sicherheitssysteme. Zur Gewährleistung von Vertraulichkeit und Integrität für den Zugriff auf Systeme, Fahrzeugdaten und die Benutzerdaten werden die aus der IT-Welt bekannten Sicherheitsmechanismen und Methoden sowie entsprechende Verschlüsselungsprotokolle eingesetzt.Wie groß ist die Gefahr, dass am Ende doch die US-Techgiganten das Geschäft mit den Daten im Auto an sich reißen?Das Auto der Zukunft wird mehr und mehr zum digitalen Begleiter, das bedeutet gleichzeitig, dass es nicht nur verkehrs- und betriebssicher, sondern auch datensicher sein muss. Schon bei der Konzeption von vernetzten Diensten haben wir den Datenschutz im Blick und unsere Systeme und Dienste von Anfang an so entwickelt, dass hohe Datenschutzstandards berücksichtigt sind. Deshalb begleiten wir die neuen technischen Entwicklungen mit drei Prinzipien:1. Transparenz: Der Kunde muss wissen, wann welche Daten zu welchem Zweck erhoben werden. In den Verkaufsinformationen, der Vehicle Homepage, der Mercedes me App, der Betriebsanleitung und in den Nutzungsbedingungen informieren wir den Kunden umfassend über die Datenverarbeitung.2. Selbstbestimmung: Der Kunde entscheidet selbst, welche Dienste er tatsächlich nutzen und welche Daten er weitergeben möchte - entweder per Einwilligung, per Vertrag oder per Knopfdruck.3. Datensicherheit: Die hohen Sicherheitsansprüche unserer Kunden gelten in gleicher Weise für die Datensicherheit des vernetzten Fahrzeugs. Daimler schützt die Kundendaten vor Manipulationen und Missbrauch. Mit Blick auf den IT-technischen Fortschritt entwickeln wir die Datensicherheit ständig weiter.Der Automobilwoche electronica Talk from the Top findet am 13. November auf der Messe München statt.
Wollen Sie dabei sein? Sichern Sie sich jetzt ihr kostenloses Ticket für den 13. November und seien Sie beim Automobilwoche electronica Talk dabei.