Krise im Audi-Werk: Neue Hiobsbotschaft für Brüssel

Das Audi-Werk in Brüssel kommt nicht aus den Negativschlagzeilen: In den vergangenen Wochen herrschte wie schon so oft in diesem Jahr Kurzarbeit im Elektrowerk des Premium-Herstellers, wo aktuell einzig das SUV Q8 e-tron vom Band laufen soll. Jetzt baut Audi erstmals auch Personal am Standort ab.

Wie die belgische Website VRTnws berichtet, wurden die Verträge von 371 Zeitarbeitskräften nicht verlängert. Beim Direktzulieferer Imperia wurden zudem 76 Zeitarbeitsverträge ausgesetzt. Franky De Schrijver von der Gewerkschaft ABVV sagte VRTws: „Das war eine kalte Dusche. Es gab keine vorbereitenden Gespräche. Wir hatten Zwischenmaßnahmen erwartet und gehofft, dass es zu Kompromissen kommen kann, um diese Leute an Bord behalten zu können. Aber das erschien unmöglich.“

Gegenüber der Automobilwoche teilte Audi auf Anfrage mit: "Wir nutzen das Instrument der Zeitarbeit, um Bedarfsspitzen in der Produktion abzudecken. Sobald der Bedarf nicht mehr gegeben ist, wird die Zahl der Zeitarbeitnehmenden verringert. Audi Brussels baut seit Ende 2022 den Audi Q8 e-tron und den Audi Q8 Sportback e-tron. Während der Anläufe wurden Zeitarbeitnehmende eingesetzt, um während der Markteinführung alle Märkte pünktlich mit unseren vollelektrischen Modellen zu versorgen."

Weiter heißt es von Audi: "Inzwischen ist diese weltweite Markteinführung erfolgreich abgeschlossen. Darüber hinaus führen herausfordernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen und fehlende Planbarkeit der Förderstrukturen in einigen Märkten aktuell branchenweit für eine gewisse Kaufzurückhaltung bei vollelektrischen Fahrzeugen. Daher wurden die Verträge der (371) Zeitarbeitnehmenden bei Audi Brussels nicht verlängert. Wir bedanken uns ausdrücklich bei den Leiharbeitnehmern für ihr Engagement und ihre Leistung. Im Moment beschäftigen wir keine Zeitarbeitnehmende bei Audi Brussels."

Die Gewerkschaft reichte inzwischen bei Audis Management in Brüssel eine Streikandrohung ein. Die Lage am Standort spitzt sich damit weiter zu. Längst beschäftigt die Perspektive für das Werk auch die belgische Politik und Audis Top-Management in der Konzernzentrale in Ingolstadt. Für kommenden Freitag sind Gespräche zwischen Belgiens Premierminister Alexander De Croo und dem Audi-Management in Brüssel angesetzt, um einen Rettungsplan für das Werk in der belgischen Hauptstadt zu diskutieren.

Die Automobilwoche hatte im Februar enthüllt, dass der Nachfolger des Q8 e-tron ab 2027 nicht in Brüssel, sondern im mexikanischen Audi-Werk in San José Chiapa gebaut werden soll. Für den Standort, den Audi 2007 von Volkswagen übernahm, fehlt es seitdem an einer langfristigen Perspektive. Die Ingolstädter hatten zuletzt immer wieder betont, das Werk nicht schließen zu wollen.

Aus dem Datencenter:

Wer liefert was für den Q8 e-tron aus Brüssel (2023)?