Frankfurt/Main. Auf der Zulieferermesse Automechanika in Frankfurt gibt es ganze Etagen voll mit Scheibenwischern. Doch zielsicher untersuchen die Zöllner an diesem Mittwoch ausgerechnet den Clip-Verschluss an den Produkten einer thailändischen Firma. Der sieht ganz genauso aus wie der eines deutschen Premiumausrüsters und folglich werden die Wischer beschlagnahmt. Zum Schutz von Marken- und Patentrechten hat der Zoll auf der Frankfurter Messe gegen Produktpiraten intensive Kontrollen eingerichtet, die das Problem allein aber nicht lösen können.
Bereits im Vorfeld bei der Zollabfertigung habe man rund 30 Sendungen angehalten, sagt Zollsprecherin Kirsten Jung. "Wir glauben, das viele Aussteller inzwischen auf andere Zollstellen ausweichen." Erstmals bei einer Automechanika hat sich die Bundesbehörde daher in diesem Jahr zu einem zusätzlichen Rundgang durch die gut gefüllten Messehallen entschlossen. Die rund 30 Zöllner werden von Patentanwälten begleitet, die neben der juristischen auch eine technische Ausbildung haben, so dass sie mit den Ingenieuren der Firmen auf Augenhöhe diskutieren können.
Ganze Arbeit haben am Vortag die Späher und Anwälte der Firmen geleistet, die ihre Produkte schützen wollen. 25 Firmen hatten sich beim Zoll mit ihren Schutzbegehren angemeldet, konkrete Verdachtsfälle hatten dann aber nur 9. Rund 40 von 4680 Ständen wurden am Mittwoch gefilzt, die genauen Ergebnisse standen zunächst noch nicht fest. Schwerpunkte bei der Herkunft der Übeltäter lassen sich kaum feststellen. Sie kommen aus China und Taiwan genauso wie aus Ägypten oder Malaysia, berichten die Fahnder.
Die OECD schätzt den weltweit von Produktpiraten angerichteten Schaden auf rund 300 Milliarden Euro pro Jahr. Auf die Autozulieferer in Europa entfallen davon 5 bis 10 Milliarden Euro, hat deren Verband CLEPA ausgerechnet. In Deutschland kosten die Plagiate nach Einschätzung des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft etwa 70.000 Arbeitsplätze pro Jahr.