Detroit. Die Automobilbranche sieht die Talsohle in der schwersten Branchenkrise der Nachkriegszeit durchschritten, rechnet aber nochmals mit einem harten Jahr. Auf der Autoshow in Detroit (bis 24. Januar) sind die Sorgen deutlich spürbar. Es gebe keinen Grund zur Euphorie, sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann. Der Chef von Chrysler und Fiat, Sergio Marchionne, meinte: "Das einzige, was mich beruhigt, ist, dass wir 2009 den Boden erreicht haben."
Zwar erwartet die Branche einen wieder anziehenden US-Automarkt und einen anhaltenden Boom in China. In Deutschland und ganz Westeuropa dagegen sind nach dem Auslaufen von staatlichen Konjunkturprogrammen wie der deutschen Abwrackprämie Einbrüche in Sicht. Die Autobauer wollen deshalb verstärkt mit Klein- und Kompaktwagen gegensteuern. Premiumhersteller wie Audi, BMW und Daimler sehen sich nach Absatzrückgängen im vergangenen Jahr wieder langsam auf Erholungskurs.
VW-Konzernvertriebsvorstand Christian Klingler sagte zum Messeauftakt in Detroit, 2010 werde "herausfordernd". Der weltweite Automarkt zeige keine durchgreifende Erholungstendenz. Volkswagen wolle sich aber erneut besser als die Konkurrenz schlagen und Marktanteile hinzugewinnen. Im vergangenen Jahr erzielte der Autobauer gegen den Branchentrend einen Absatzrekord und steigerte die Zahl der weltweiten Auslieferungen im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent auf 6,29 Millionen Fahrzeuge.
Elektroautos gehören zu den großen Zukunftsthemen der Branche und sind auch ein Schwerpunkt der Messe in Detroit. Volkswagen sieht bei der Zukunftstechnologie Elektroauto derzeit keinen Autobauer in Front. "Wir sind genau so weit wie die anderen", sagte VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Alle Hersteller seien in der Startphase. Hackenberg erwartet einen langen Weg bis zum Durchbruch der Elektroautos.
Kritiker werfen der deutschen Autoindustrie vor, bei alternativen Antrieben hinterherzuhinken. Der US-Autobauer General Motors will schon Ende dieses Jahres sein Elektromodell Chevrolet Volt in Kalifornien auf den Markt bringen. Das europäische Pendant, der Opel Ampera, soll von 2011 an verkauft werden.
Volkswagen will sein erstes erstes Elektrofahrzeug 2013 als Teil der neuen Kleinwagenfamilie Up auf den Markt bringen. Inzwischen erprobt der Autobauer einen Elektro-Golf in einer Test-Flotte. Die Erfahrungen seien wichtig für die Entwicklung des geplanten Elektro- Up, sagte Hackenberg. Einen Elektro-Golf habe VW bislang nicht für den Markt vorgesehen. "Aber wenn der Marktbedarf da ist, können wir sehr schnell reagieren", versicherte der Entwicklungschef.