Hannover. Der Ausbau seiner US-Produktion soll dem Autozulieferer Continental über die konjunkturelle Durststrecke im europäischen Nutzfahrzeug-Geschäft hinweghelfen. «Europa bleibt schwach, eher auf Stagnation und insgesamt rückläufig. Vor allem für Nordamerika, aber auch für Asien unterstellen wir dagegen nach wie vor Wachstum», sagte Conti-Reifenvorstand Nikolai Setzer im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Allgemein sei die Unsicherheit jedoch weiterhin hoch, erklärte der Manager am Rande der weltgrößten Fachmesse IAA Nutzfahrzeuge in Hannover: «Die Ausschläge, mit denen die Märkte reagieren, sind deutlich größer als in der Vergangenheit.»
Speziell im krisengeplagten West- und Südeuropa ließen die jüngsten Daten für den Rest des Jahres 2012 wenig Gutes erwarten. «Zum Halbjahr lag der Ersatzmarkt für Nutzfahrzeugreifen in Europa im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei minus 26 Prozent», berichtete Setzer. «Das sind Werte, die selbst jenseits dessen liegen, was wir in der schweren Wirtschaftskrise 2008/2009 erfahren haben. Damals sprachen wir im Truck-Bereich von zehn bis 15 Prozent weniger und von einstelligen Reduktionen bei Pkw-Reifen.» Dass Conti mit einem Plus von zwei Prozent besser als viele Rivalen abschnitt, sei erfreulich - aber auch auf die Erweiterung des Indien-Geschäfts zurückzuführen.Umso wichtiger sei es für den Konzern, noch dichter an wachsende Märkte wie etwa die Vereinigten Staaten zu rücken. In Mount Vernon (Illinois) seien die beschlossenen Investitionen nun in zusätzliche Produktion umgesetzt, der neue Standort Sumter (South Carolina) solle im ersten Quartal 2014 die ersten Reifen ausliefern. «Es gibt Bedarf nach unseren Produkten, den wir erfüllen können», sagte Setzer.Die stark schwankenden Rohstoffpreise blieben unterdessen schwer zu kalkulieren. Allerdings zeigte sich Setzer zuversichtlich, 2012 keine neuen Preissteigerungen an die Kunden weitergeben zu müssen: «Bis zum Ende des Jahres können wir davon ausgehen, dass an dieser Stelle Ruhe ist - sollte nicht irgendetwas Elementares passieren.»Nach seinem Höhepunkt im ersten und zweiten Quartal 2011 werde für den Preis für Naturkautschuk 2012 ein Durchschnitt von 3,70 Dollar (2,82 Euro) je Kilogramm angenommen. «Letztes Jahr hatten wir im Schnitt deutlich mehr», erklärte der Conti-Reifenchef. Auch die Kosten für Synthesekautschuk stabilisierten sich auf hohem Niveau.Nach wie vor unklar sei die Lage beim zentralen Grundstoff Ruß. «Hier ist der Preis am Ende des ersten Halbjahres auf dem höchsten Level überhaupt gewesen», sagte Setzer. «Wenn der Ölpreis weiter steigen sollte, dürfte es an dieser Front eher nach oben gehen.» (dpa/nib)Conti-Reifenchef: US-Markt treibt Nachfrage
Im Gegensatz zu Europa läuft die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen und dazu passenden Reifen in Nordamerika auf hohen Touren. Das kommt auch dem Zulieferer Continental zugute, der kräftig in den USA aufgestockt hat. Daheim gibt es höchstens bei den Rohstoffpreisen Entwarnung.