Stuttgart/Hannover.Wolfgang Bernhard, der Nutzfahrzeug-Chef von Daimler, dringt bei der Arbeit an selbstfahrenden Fahrzeugen auf neue Verkehrsregeln. «Im deutschen Verkehrsrecht gilt heute noch, dass der Fahrer zu jedem Zeitpunkt das Lenkrad mit beiden Händen fest umschließen muss», sagte Bernhard im Vorfeld der Nutzfahrzeugmesse IAA. «Bevor wir diese Regelung nicht ändern, wird es kein autonomes Fahren geben.»
Am Montagabend stellte Daimler in Hannover seinen Lastwagen mit Autopilot vor. 2025 soll die Technik in Europa und den USA auf dem Markt sein - doch dazu braucht es Erfahrungen nicht nur im Labor: "Spätestens 2020 müssen wir auf der Straße testen. Zumindest für Versuchsfahrzeuge brauchen wir dann die Rahmenbedingungen", betonte Bernhard. "Ich würde es gerne in Europa erproben - dort, wo wir es auch einsetzen wollen. Aber ich sage auch klar: Am Ende werden wir nicht auf Europa warten können."
Lkw-Weltmarktführer Daimler ist nach eigenen Angaben der erste Hersteller, der das autonome Fahren auf Lastwagen anwendet. Im Auto nimmt das Thema schon seit längerem Gestalt an: Erste Treiber sind Extras für Sicherheit und Komfort, die zunehmend mehr Assistenz, Teilautomatisierung und am Ende den Autopiloten zulassen. Zulieferer wie Bosch und Continental tüfteln bereits an Komplettsystemen für fahrerloses Fahren. Daimler selbst stellte bereits eine selbstfahrende S-Klasse vor. Auch hier müssen zunächst aber Gesetzesänderungen folgen.
Im internationalen Verkehrsrecht sei es inzwischen möglich, die unmittelbare Kontrolle des Fahrzeugs an geeignete Systeme abzugeben, erklärte Bernhard. «Jetzt muss dieses internationale Recht auf nationales Recht übertragen werden», betonte er. «Die USA erlauben in einigen Staaten bereits autonomes Fahren. Ich bin gespannt, wie lange wir in Europa brauchen.» (dpa/swi)