Hannover. Mit nüchternem Blick auf die Verkaufszahlen ist es noch lange kein Duell auf Augenhöhe. Der Lkw-Weltmarktführer Daimler zählte in der Klasse über sechs Tonnen zuletzt doppelt so viele Zulassungen wie der VW-Konzern mit seinen Töchtern MAN und Scania. Und dennoch: Die Niedersachsen haben eine Kampfansage gemacht - und mit Andreas Renschler Daimlers früheren Truck-Chef zu sich gelotst.
In gut vier Monaten übernimmt er in Wolfsburg das Ruder der dortigen Nutzfahrzeugallianz - mit der Mission, seinen neuen Arbeitgeber am alten vorbeizuführen. Der Krieg der Worte ist schon voll entbrannt. Am Dienstag zum Start der Branchenmesse IAA konterte Daimlers neuer Lkw-Chef Wolfgang Bernhard Volkswagens Ambitionen auf den Thron der Brummi-Branche mit einer deutlichen Ansage: «Wir wollen unsere Branche anführen - technologisch und wirtschaftlich», stellt er klar.
Bernhard hatte schon im Sommer Öl ins Feuer gegossen, als er ein ungeschriebenes Gesetz der Branche brach: Vor Finanzanalysten plauderte er über angebliche milliardenschwere VW-Pläne, wonach die Wolfsburger den Kauf des US-Lkw-Bauers Paccar vorbereiteten. Bernhard, wohlgemerkt, ist ein Ex-VW-Vorstand. Volkswagenboss Martin Winterkorn sah sich höchstpersönlich zu einem harten Dementi berufen.
Nur Wochen später legte dann Daimlers oberster Chef nach: Dieter Zetsche gab in der Zeitung «Die Welt» unter der Überschrift «Wir sind auf Angriff gebürstet» zu Protokoll, die Wolfsburger hätten die sechste Generation ihres legendären Bulli, den Transporter, «nach dem Produktionsstart der neuen V-Klasse hinausgezögert». Mit der V-Klasse meinte Zetsche den neuen T6-Konkurrenten aus dem Hause Daimler.