Essen. Die Wirtschaftskrise schlägt auch auf die Auto-Tuner durch. Wie schon die IAA in Frankfurt wird in diesem Jahr auch die Tuning-Messe Essen Motor Show eine Nummer kleiner ausfallen. Wenn am 28. November die Hallen für das Publikum öffnen, kann es sich auf einer Ausstellungsfläche von 80.000 Quadratmetern über die Trends rund ums Auto-Aufmotzen informieren. Etwa 400 Aussteller sind nach Messe-Angaben in diesem Jahr vertreten. Im Vorjahr waren es immerhin noch 550 Firmen, die auf insgesamt 105.000 Quadratmetern ausstellten.
Von Sparprogramm wollen die Organisatoren dennoch nicht sprechen: "Wir haben das Angebot auf einer Fläche von knapp 80.000 Quadratmetern komprimiert und neu strukturiert", erklärt Frank Thorwirth, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Essen. Für Branchenkenner wie Bernhard Ebel vom Beratungsunternehmen Simon-Kucher & Partner in Bonn sind die Hintergründe jedoch eindeutig: Die Hersteller blieben den Messen fern, weil ihnen die Auftritte in Krisenzeiten zu teuer geworden sind. Sie investieren das Geld lieber anderweitig. "Den Trend sehen wir überall", sagt Ebel.
Auch der Verband Deutscher Automobil-Tuner (VDAT) räumt Probleme der Branche ein. Bei einer Mitgliederbefragung meldeten 58,3 Prozent der Unternehmen einen Umsatzrückgang im Vergleich zum ersten Halbjahr 2008. "Das Ergebnis der Mitgliederumfrage zeigt, dass die Krise auch an der Tuning- und Zubehörindustrie nicht spurlos vorübergegangen ist", sagt VDAT-Geschäftsführer Harald Schmidtke. Auf der anderen Seite hätten 42 Prozent der Befragten einen Umsatz auf Vorjahresniveau - oder sogar einen höheren. Laut VDAT trotzt die Branche der Krise insgesamt besser als die Autoindustrie allgemein.
Nick Margetts vom Marktbeobachter Jato Dynamics in Limburg sieht die Lage ebenfalls nicht ganz so düster. Seiner Ansicht nach wird es in Essen sogar recht viel zu sehen geben. Margetts erwartet vor allem Neuigkeiten beim "Umwelt-Tuning" und bei den Kleinwagen. Wegen der Krise und der Abwrackprämie verschiebe sich der ganze Markt dorthin.
Auch der Branchenexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen hält den Tuning-Markt für "krisenresistenter" als den Gesamtmarkt. Jedoch müsse sich die Tuning-Branche in Zeiten des Klimawandels neu erfinden - aufgemotzte Motoren und dicke Auspuffrohre fänden weniger Liebhaber. Gleichzeitig ist den Tunern durch die Abwrackprämie laut Nick Margetts ein weiteres Problem entstanden: Denn wegen des Abwrack-Hypes seien auch viele Bastlerautos in der Schrottpresse gelandet, die den Tunern nun fehlen. "Der 'neue' Markt stellt also noch weitere Herausforderungen an die Anbieter von Tuning- und Zubehörteilen", sagt Margetts.