Deutschland zum Ende der 1960er: Im Wohnzimmer stand noch der Nierentisch, im Radio spielten sie Heintje, Peter Kraus oder Conny Froboess, und am Sonntag trug man Anzug und Krawatte. Doch die Jugend begehrte auf und zettelte eine Revolution an gegen das Spießertum, die selbst die Autohersteller erfasste.
Zwar kaufte deren Neuwagen nach wie vor die Elterngeneration, doch so ein bisschen Lebensfreude konnte offenbar nicht schaden. Das dachten sich zum Beispiel die Planer bei Ford in Köln und trumpften mit dem Capri auf. Entwickelt wurde er seit Mitte der 1960er Jahre, die Produktion in Köln begann 1968, und seinen Einstand vor großem Publikum gab er im Januar 1969 auf der Motorshow in Brüssel.
Damit reagierte der Konzern nicht nur auf die wilde Stimmung im Land, sondern vor allem auf den Absatzrückgang ab Mitte der 1960er und kopierte deshalb ein Rezept, das in den USA bereits erfolgreich funktioniert hatte: den Ford Mustang. Genau wie das Ponycar aus Amerika sollte deshalb auch das europäische Auto den bezahlbaren Sportwagen geben, der optisch etwas hermacht, schnell und vor allem kein bisschen spießig ist. Selbst beim Namen orientierten sie sich am Wilden Westen und planten das Coupé als "Colt". Dummerweise war da allerdings Mitsubishi bei der Anmeldung schneller, und aus dem rollenden Schießeisen wurde deshalb kurz vor der Premiere eine Urlaubsinsel vor der Amalfiküste.