Rüsselsheim/London. Er soll der Marke Opel neuen Glanz verleihen: Der Mittelklassewagen Insignia feierte am Dienstag seine Weltpremiere auf der Londoner Motorshow. Der Nachfolger des glücklosen Vectra soll das chronisch schlecht ausgelastete Stammwerk des Autobauers in Rüsselsheim langfristig sichern. Ab Dezember kommt er in den Handel. Während Opel von einer "neuen Ära" spricht, dämpfen Experten die Erwartungen. Sie halten es für fraglich, ob der Mutterkonzern General Motors (GM) mit dem Insignia die Marke Opel aufpolieren und den Verlust von Marktanteilen stoppen kann.
"Niemand weiß mehr, wofür die Marke Opel steht", kritisiert Christoph Stürmer von der Marktforschungsfirma Global Insight. Selbst die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat bemängeln, dass die Marke "kein Gesicht" habe, wie es in einem internen Papier heißt. In den 90er-Jahren hatten grobe Fehler in der Modellpolitik, Qualitätsprobleme und ein schwaches Marketing das einstige Image von Opel als "der Zuverlässige" ramponiert.
Bei einer Umfrage der Forschungsstelle Automobilwirtschaft (FAW) unter Opel-Händlern wurde Kritik an der Qualität der neuen Modelle deutlich. "Die Verantwortlichen haben sich leider auf den Lorbeeren der vergangenen Jahre ausgeruht und es versäumt, ihre Qualitätspolitik kompromisslos nach vorn zu treiben", kritisiert FAW- Leiter Wolfgang Meinig.
Der neue Insignia startet zudem in einem schrumpfenden Segment und muss sich mit erfolgreichen Wettbewerbern wie dem VW Passat und Ford Mondeo messen. Opel hat sich das anspruchsvolle Ziel gesetzt, im nächsten Jahr 35.000 Insignia allein in Deutschland zu verkaufen. "Der Insignia kommt zu einem Zeitpunkt auf den Markt, in dem die Käufer verstärkt auf den Verbrauch schauen", sagt Experte Stürmer. "Das Auto ist extrem groß und könnte am Privatmarkt vorbeigehen." Die Klimadebatte und die geplante Neuausrichtung der Kfz-Steuer nach dem Schadstoffausstoß ließen den Trend langfristig hin zu kleineren und sparsamen Wagen gehen.