Der angeschlagene Autozulieferer Leoni erwägt eine außerordentliche Hauptversammlung, um sich von den Aktionären einen wohl nötigen Kapitalschnitt genehmigen zu lassen. Die ordentliche Hauptversammlung werde wegen der finanziellen Probleme verschoben, kündigte der scheidende Vorstandsvorsitzende Aldo Kamper am Dienstag an. Mit ersten Großaktionären habe es konstruktive Gespräche gegeben.
Leoni fehlen nach dem geplatzten Verkauf eines Firmenteils 400 Millionen Euro für die Tilgung fälliger Schulden. Das Unternehmen hatte erklärt, ein neues Finanzierungskonzept werde nicht ohne einen Kapitalschnitt auskommen. Ebenso sollen die Banken auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Der Kapitalschnitt werde den Wert der von den Aktionären gehaltenen Firmenanteile "weitestgehend verwässern". Anschließend soll eine Kapitalerhöhung frisches Geld ins Unternehmen spülen.
Das wegen der Ukraine-Krise und Materialmangel schwierige Jahr 2022 sei operativ nicht schlecht gelaufen. Der Umsatz sei trotz des Verkaufs eines Firmenteils mit rund fünf Milliarden Euro weitgehend stabil geblieben, sagte Kamper. Vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten sei ein Gewinn (Ebit) von elf Millionen geblieben. Das ist zu wenig, um auch nur die Zinsen für die Schulden von insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro zu decken. Der Gewinn werde zudem als Sondereffekt mit Wertminderungen aus dem geplatzten Teilverkauf belastet - wohl in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags.