Schanghai. Chinas Sittenwächter haben leicht bekleidete Hostessen von der internationalen Automesse in Schanghai verbannt. Die einzigen Modelle, die vom Wochenende an auf den Messeständen in der ostchinesischen Hafenmetropole noch erlaubt sind, haben Räder, nicht lange Beine. «Ich begrüße die Politik», sagt der China-Vorstand von Daimler, Hubertus Troska. «Die Autos sollten die Stars sein.» Deswegen machten die Hersteller schließlich solche Autoshows.
Nicht alle Chinesen sehen das ähnlich. Im Internet ist eine heiße Debatte entbrannt. «Ohne Hostessen gibt es doch nichts zu sehen», klagt ein Nutzer. «Wird jetzt zu männlichen Models gewechselt?» oder «Wer will schon die Autos sehen?» spotten andere. Die meisten Nutzer machen sich lustig über das Verbot: «Wann werden die Autos verbannt, damit ich die Models besser sehen kann?», fragt einer.
Offenherzige Motorhauben-Mädchen gehören in China stärker noch zur Automessen-Kultur als anderswo und zeugen von den angestaubten Rollenmustern im Reich der Mitte. Dass manche Hersteller zu weit gehen und eher eine Strip-Show statt Auto-Präsentation veranstalten, ist den Veranstaltern der Messe aber schon länger ein Dorn im Auge.
Mehr als 100.000 Besucher werden täglich bis zum 29. April auf der Ausstellung erwartet, die jährlich zwischen Peking und Schanghai wechselt. In der Branche ist die Messe auf dem größten Automarkt der Welt in China längst wichtiger als die traditionelle Autoshow in der amerikanischen «Motor City» Detroit. Nirgendwo sonst seien so viele Hersteller vertreten, verkünden die Organisatoren stolz.