Es soll ein Tag der großen Entscheidungen werden, mit einem Themenspektrum und Erwartungsdruck wie lange nicht. Bei Volkswagen dürften am Donnerstag viele zentrale Beschlüsse fallen - Verbleib von Vorstandschef Herbert Diessinklusive. Die Position des 63-Jährigen wackelt nach Informationen aus Konzernkreisen seit Wochen erneut beträchtlich, jedenfalls aus der Sicht einzelner mächtiger Aufsichtsratsmitglieder. Auslöser dafür waren Sparvorschläge rund um eine turbulente Sitzung des Gremiums im September, die zuvor nicht mit dem einflussreichen Betriebsrat abgesprochen gewesen sein sollen.
Aber auch jenseits der Top-Personalie Diess mussten Manager und Kontrolleure des größten deutschen Unternehmens in etlichen Punkten nacharbeiten - etwa bei der Konkretisierung milliardenschwerer Investitionsvorhaben, der Werkbelegung sowie weiteren Besetzungen von Führungspositionen. Ursprünglich wollte VW die wesentlichen Fragen schon Mitte November geklärt haben, nun lief alles auf den 9. Dezember als Ersatztermin hinaus. Wobei auch hier bis zuletzt"alles im Fluss"sei, wie eine Quelle aus dem engeren Umfeld schätzte.
Die Debatte über Diess hatte die Sachthemen im Herbst streckenweise beinahe ganz in den Hintergrund gedrängt. Ein Vermittlungsausschuss des Aufsichtsrats traf sich mehrfach, um Lösungen zu suchen, die den reformfreudigen Manager im Amt halten und gleichzeitig die Wogen im Zoff mit der Arbeitnehmerbank glätten. Chefkontrolleur Hans Dieter Pötsch musste dem Vernehmen nach - wie schon in früheren Auseinandersetzungen - eine regelrechte Pendeldiplomatie betreiben.