Der Volkswagen-Konzern legt am Freitag, den 1. März, seine Eckdaten für das vergangene Jahr vor und gibt voraussichtlich auch einen ersten Einblick in die Planungen für 2024.
So könnten Volkswagens Jahreszahlen 2023 aussehen
Die Spannung steigt: Der VW-Konzern legt am 1. März seine Eckdaten für 2023 vor. Analysten haben sich bereits geäußert, welche Jahreszahlen sie erwarten.
Die Wolfsburger kalkulierten für das abgelaufene Jahr zuletzt mit einem Umsatzanstieg um zehn bis 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 279,2 Milliarden Euro. Das wären 307 bis 321 Milliarden Euro. Dazu beigetragen haben dürften die gestiegenen Verkaufszahlen: Die Auslieferungen zogen gegenüber dem noch von Covid-Pandemie und Chipmangel belasteten schwachen Vorjahr um knapp zwölf Prozent auf 9,24 Millionen Fahrzeuge an.
Das operative Ergebnis soll in der Größenordnung von 22,5 Milliarden Euro liegen. Im Jahr zuvor hatte VW diesen Wert unter Herausrechnung von Sondereffekten erreicht (unbereinigtes operatives Ergebnis 22,1 Mrd Euro).
Weltweite Wirtschaftsflaute
Besondere Sorge der Anleger: In der Branche verfestigen sich die Anzeichen, dass in der Wirtschaftsflaute rund um den Globus die Nachfrage und damit die Aufträge schwächeln. Vor allem bei Elektroautos hat sich die Lage jüngst deutlich eingetrübt. Die Quote der rein batteriebetriebenen Stromer belief sich 2023 letztlich auf 8,3 Prozent - eigentlich hatte VW rund zehn Prozent anvisiert.
So wird für Anleger insbesondere der Blick auf den Auftragseingang interessant - für alle Fahrzeugarten. Denn nach wie vor erzielen die Konzerne ihre Gewinne vor allem mit Verbrennertechnik.
Neben aktuellen Problemen beschäftigen Europas größten Autokonzern vor allem Zukunftssorgen: So verliert VW im wichtigsten Einzelmarkt China mit der Elektrowende zusehends an Schlagkraft: Die Kernmarke VW Pkw hat erstmals seit Jahrzehnten die Marktführerschaft verloren, und zwar an den lokalen Elektrorivalen BYD, der nun auch in Europa den etablierten Herstellern mit niedrigen Preisen den Kampf ansagen will.
Softwareprobleme
Zugleich treiben Softwareprobleme den Konzern weiter um. Nicht nur, dass die Softwaretochter Cariad weiter Anlaufverluste einfährt. Die Nobeltöchter Porsche und Audi gehen bei den wichtigen neuen Elektromodellen vom Macan und dem Q6 E-tron zudem vorerst weiter eigene Wege. Die wichtigen Modelle sollen 2024 nach jahrelanger Verzögerung endlich auf den Markt kommen. Vor allem bei den Ingolstädtern von Audi sorgt der Modellstau für Zukunftssorgen.
Nicht unbegründet: Zum Kapitalmarkttag im Juni hatte Konzernchef Oliver Blume angekündigt, dass die Werkskapazitäten des Konzerns in Europa um zehn Prozent sinken sollen, damit nicht mehr auf Halde produziert wird. Betroffen davon ist neben den Massenmarken insbesondere Audi. So wird die Produktion in Neckarsulm und Ingolstadt heruntergefahren; das Werk in Brüssel könnte laut der Automobilwoche ebenfalls betroffen sein. Im Konkurrenzkampf mit den Premiumrivalen BMW und Mercedes-Benz ist Audi in den vergangenen Jahren deutlich zurückgefallen.
Allerdings verdient die Tochter noch immer gutes Geld und ist nach Porsche das zweite große Standbein für die Gewinne des Gesamtkonzerns. Den größten Hebel für mehr Rendite sehen die Wolfsburger nach wie vor beim Herzstück des Konzerns, der chronisch renditeschwachen Kernmarke VW Pkw. Markenchef Thomas Schäfer hat ein Spar- und Effizienzprogramm aufgelegt, das bis inklusive 2026 zusammengenommen zehn Milliarden Euro positiven Effekt beim Ergebnis bringen soll. Schon in diesem Jahr sollen vier Milliarden Euro erreicht werden. Elemente sind unter anderem gemeinsame Produktion mehrerer Marken in den Werken und ein lukrativerer Vertrieb, aber auch ein Arbeitsplatzabbau in der Verwaltung.
Der starke Produktzyklus bei Verbrennermodellen dürfte Volkswagen in diesem Jahr nicht weit helfen, schrieb UBS-Analyst Patrick Hummel jüngst. Die neuen Versionen der Massenmodelle wie Tiguan und Passat dürften zwar über Mengen, Verkaufspreise und Absatzmix eine Verbesserung des operativen Ergebnisses von rund einer Milliarde Euro bringen. Das sei aber kaum genug, um die negativen Effekte bei Porsche und Audi aufzufangen. Bei dem Sportwagenbauer stünden dieses Jahr belastende Modellwechsel an, Audi habe bei Weitem die älteste Produktpalette unter Premiumanbietern.
Zudem muss VW nach Rechnung des Experten seinen Anteil an batteriebetriebenen Elektroautos in der EU von 15 Prozent im Jahr 2023 auf 24 Prozent 2025 steigern, um CO2-Abgaswerte einzuhalten - mehr als jeder andere Autohersteller. Dies bringe weiteren Gegenwind für das Ergebnis, schrieb Hummel. Letztlich geht der Fachmann in seinen Schätzungen davon aus, dass der VW-Konzern 2025 rund 40 Prozent weniger operativen Gewinn erzielt als 2023.
Profitabilität
Immerhin dürfte die Profitabilität im Tagesgeschäft im vierten Quartal und im Gesamtjahr 2023 zugelegt haben, schrieb Goldman-Sachs-Analyst George Galliers. Inklusive von Bewertungseffekten bei Derivaten rechnet er mit einer operativen Gewinnmarge von 6,5 Prozent im letzten Viertel des vergangenen Jahres. Allerdings sei der Markt hier etwas optimistischer als er selbst, unter anderem weil er die Softwaretochter Cariad weniger positiv sehe.
Die von Bloomberg befragten Fachleute rechnen bei VW 2023 im Schnitt mit einem Umsatzplus von rund 13 Prozent auf 315,7 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis schätzen sie etwas geringer als im Vorjahr auf 21,8 Milliarden Euro, das wäre eine Marge von rund sieben Prozent. Im neuen Jahr sollte dem Stimmungsbild zufolge der Erlös bei rund 315 Milliarden Euro verharren. Das operative Ergebnis würde mit 21,9 Milliarden Euro auch stabil bleiben und eine Marge von ebenfalls rund sieben Prozent bedeuten.
Die Dividende für das vergangene Jahr dürfte bei rund neun Euro liegen, schätzen die Experten. Für das Vorjahr hatten die Anleger je Vorzugsaktie 8,76 Euro und je Stammpapier 8,70 Euro erhalten. (dpa-AFX/os)
Aus dem Datencenter:
Ergebnisse der Marken des VW-Konzerns im ersten Halbjahr 2022