Winterkorns Rolle und Informationen
- Ermittlungsstand:Dass es Unregelmäßigkeiten bei Abgaswerten von Dieselautos in den USA gab, wurde dem damaligen Volkswagen-Chef Winterkorn per Vorstandspost früh mitgeteilt. Am 23. Mai 2014 erhielt er eine entsprechende Notiz zum späterenSkandal-Motor EA 189. Darin sei es jedoch nicht um mögliche Risiken oder die Ursache auffälliger Stickoxid(NOx)-Emissionen gegangen, betonte VW vor knapp einem Jahr.
Der 27. Juli 2015 war ein wichtiger Tag. Mehrere Manager kamen zum sogenannten Schadenstisch in Wolfsburg zusammen, wo sie aktuelle Qualitätsprobleme besprachen. Mit dabei: Winterkorn. Der frühere Entwicklungsvorstand der Marke VW,Heinz-Jakob Neußer,gab Auskunft zur Situation in den USA, wie das "statement of fact" zum jüngsten Milliarden-Vergleich mit den US-Behörden zeigt. Neußer ist dort mit fünf weiteren Managern inzwischen wegen Betrugsverdachts angeklagt.
Nach VW-Darstellung erreichte erst am 3. September 2015 die Information über illegale Programme("defeat devices")die Ebene des Konzernvorstands. Auch im Fakten-"Statement" tauche kein ehemaliges oder aktives Vorstandsmitglied auf. Zum Rücktritt am 23. September 2015 sagte Winterkorn, er sei sich "keines Fehlverhaltens bewusst".
- Was noch unklar ist:Frage ist: Wurde der Vermerk vom Mai 2014 genau gelesen? VW erklärt dazu: "Ob und inwieweit Herr Winterkorn von dieser Notiz damals Kenntnis genommen hat, ist nicht dokumentiert." Der Blick richtet sich so vor allem auf das Treffen Ende Juli 2015. Laut "Bild am Sonntag" wog die Runde das Für und Wider eines Einräumens der Manipulationen ab. Der Konzernchef soll sich nur an eine kurze Erörterung erinnern, ein Insider habe aber gesagt: "Wir haben darüber gesprochen, dass etwas Illegales in unsere Autos installiert wurde."
Damit stellen sich einige grundlegende Fragen. Wie detailliert waren die Kenntnisse zum "defeat device" im Sommer 2015? War dieses Wissen nur passiv, oder mündete es in ein aktives Vertuschen? War man nur über auffällige NOx-Werte im Bilde - oder über ein illegales Handeln auf dem wichtigen US-Markt? Noch gibt es keine Beweise. "Weder der konkrete Inhalt dieser informellen Besprechung noch die konkreten Zeitpunkte, zu denen die betreffenden Vorstandsmitglieder teilnahmen, lassen sich im Detail rekonstruieren", betont VW. Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Marktmanipulation.