Angst vor Verbrenner-Aus: Fahrzeugkonservierung boomt

Die Politik sorgt mit der Mobilitätswende für große Verunsicherung bei Verbrauchern. Statt für Elektroautos entscheiden sich wieder viele für Verbrenner. Diese machen sie fit für die Zukunft: Sie lassen ihr Fahrzeug konservieren. Was bislang eher Young- und Oldtimern vorbehalten war, kommt zunehmend auch bei Neuwagen an.

Die Entwicklung bekommt auch Rostschutz NRW zu spüren: „Die Nachfrage hat in den vergangenen Monaten deutlich angezogen“, sagt Jörn Wohlers, Geschäftsführer der Preckel-Gruppe, zu der Rostschutz NRW gehört.

„Wir haben immer mehr Neuwagenkunden, die von der aktuellen Situation rund um das Verbrenner-Aus und die Mobilitätswende verunsichert sind. Sie wollen möglichst lange ihren neuen Verbrenner fahren.“

Vor rund zwei Jahren ist die Preckel-Gruppe in die Fahrzeug-Konservierung eingestiegen. Mittlerweile sind die Auftragsbücher voll und die Kunden müssen mit Wartezeiten rechnen. Die Konservierung eines Fahrzeugs ist eine Wissenschaft für sich.

Zunächst erfolgt ein gründlicher Check-up: Hohlräume inspiziert, Lackschichten vermessen und der Unterboden geprüft. Das ist entscheidend für die weiteren Maßnahmen. Dann wird das Fahrzeug auseinandergenommen und gereinigt, in der Regel mit Trockeneis.

Rost muss entfernt werden, mögliche Schäden werden geprüft und beseitigt. Erst dann werden die Materialien zur Versiegelung aufgetragen.

Das zahlt sich für die Haltbarkeit des Fahrzeugs aus. „Wir haben Fahrzeuge der Schweizer Armee, die eine komplette Wachskonservierung hatten. Da war nach 25 Jahren noch kein Rost zu finden“, sagt Markus Herrmann, Inhaber Herrmann Kfz-Full-Service und Präsident des Bundesverbands Fahrzeugaufbereitung & Detailing (BFA).

„Jedes unbehandelte Fahrzeug wäre in dem Zeitraum bereits zweimal durchgerostet.“

Die Kosten für die Konservierung unterscheiden sich je nach Modell. „In der Regel liegen sie zwischen 800 und 1200 Euro“, so Herrmann. Sie können aber auch deutlich darüber liegen. Das fällt bei Kauf eines 100.000-Euro-Autos kaum ins Gewicht.

Kostet das Auto dagegen lediglich 20.000 Euro, sieht die Sache anders aus. Doch gerade bei den günstigeren Autos zahlt es sich oft aus, denn hier ist die Rostanfälligkeit natürlich deutlich höher.

„Die Hersteller rechnen mit einer Haltbarkeit von zehn bis zwölf Jahren. Darauf sind die Fahrzeuge ausgelegt. Wenn ich es länger halten will, muss ich etwas tun“, so der BFA-Präsident.

Das ist nicht nur bei den Endverbrauchern angekommen, sondern auch im Kfz-Gewerbe. Denn in den vergangenen Monaten haben zunehmend Werkstätten die Chancen der Fahrzeugkonservierung entdeckt.

„Im Verband erleben wir in den vergangenen zwei Jahren ein deutliches Hoch. Wir haben zahlreiche gewerbliche Neumitglieder gewonnen“, so Herrmann. Die vom Verband angebotene Unterstützung, zum Beispiel Coaching, erleichtert den Einstieg.

Für die Unternehmen kann sich das auszahlen. Denn Herrmann rechnet weiter mit einer steigenden Nachfrage: „Endverbraucher wollen unbedingt ihr Fahrzeug halten. Sie wissen nicht, wie sich das Thema Mobilität weiterentwickelt. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Trend auch in den nächsten Jahren weiter anhalten wird.“