Fremantle Highway: Neuer Name, viele offene Fragen

Die Bilder gingen um die Welt: Vor der niederländischen Nordseeküste, 27 Kilometer nördlich der Insel Ameland, brach am 26. Juli 2023 ein großes Feuer auf dem Autotransporter Fremantle Highway aus. Die Besatzung brachte sich mit einem Sprung von Bord in Sicherheit, ein Seemann starb. Auch ein Jahr danach gibt es noch viele Fragezeichen rund um das Unglück.

Seit September vergangenen Jahres liegt die Fremantle Highway in Rotterdam, wo erst die noch intakten der geladenen 3800 Fahrzeuge entladen und der Frachter dann Stück für Stück entladen wurde. Inzwischen ist die Fremantle Highway Geschichte. Nicht das Schiff an sich, sondern der Name. Die neuen Besitzer aus China tauften das Unglücksschiff auf den Namen "Floor" um. Im kommenden Jahr soll die Fähre wieder als Autofrachter in See stechen. 

Die Antworten auf die wichtigsten Fragen ein Jahr nach dem Unglück:

Auch ein Jahr nach dem Unglück ist dies offiziell nicht ermittelt. Kurz nach dem Feuer gab es wilde Spekulationen, die Batterien eines der 500 geladenen Elektroautos seien in Brand geraten und hätten das Feuer ausgelöst. Der Kapitän der Fremantle Highway stützte später diese These. Auch über eine Explosion an Bord wurde gemutmaßt. 

Für die Untersuchung der Brandursache ist nach internationalen Regeln der Flaggen-Staat zuständig. Die "Fremantle Highway" gehörte zum Unglückszeitpunkt zwar einer japanischen Reederei, fuhr aber unter der Flagge Panamas.

Das niederländische Untersuchungs-Institut für Sicherheitsfragen OVV steht "in engem Kontakt" mit den Behörden von Panama. Die Niederlande müssen auch als betroffener Staat informiert werden. Ergebnisse gibt es noch nicht.

Gegen die Elektroauto-Theorie spricht aber, dass die 500 Elektroautos an Bord offenbar intakt aus dem Bauch des Schiffes entladen wurden. Die Stromer seien unversehrt und scheiden demnach als Brandursache aus, berichtete schon vergangenen August das Branchenportal "Automotive Logistics" mit Bezug auf niederländische Medien.

Die vier unteren Decks enthielten laut den Berichten rund 1000 Fahrzeuge, darunter die 500 E-Autos. Nach Angaben des Chefs des Bergungsunternehmens Boskalis sind diese Fahrzeuge "in gutem Zustand" und "vollkommen beweglich".

Ein überwiegender Teil der geladenen Modelle, vornehmlich Fahrzeuge des BMW-Konzerns (inklusive Mini und Rolls Royce) und dazu etwa 350 Mercedes-Modelle, brannte ohne jede Chance auf Instandsetzung aus. Anfang August 2023 sagte Peter Berdowski, Verantwortlicher des zuständigen Bergungsunternehmens, allerdings: "Die Autos im Unterdeck sind vom Brand kaum beschädigt. Es gibt ungefähr noch 800 brauchbare Autos an Bord."

Um diese gab es anschließend heftigen Streit, der sogar vor Gericht in den Niederlanden gelandet ist. Eine Gruppe holländischer Unternehmer hatte sich rund 260 noch brauchbare BMW aus dem Wrack des Schiffs über einen Vermittler von einer taiwanesischen Versicherungsgesellschaft zu einem Kaufpreis von etwa fünf Millionen Euro gesichert. Der Plan: Die Modelle reinigen und dann selbst in den Markt bringen.

BMW hatte das aber gerichtlich untersagt, weil die Qualität der Fahrzeuge nicht mehr garantiert werden könne. Ein Gericht in Den Haag gab BMW nach einer juristischen Auseinandersetzung recht. Die Autohändler legten Berufung ein. Ausgang offen.

Die unmittelbar nach dem Feuer aufgekommene Debatte um die Sicherheit von Elektroautos auf Transportfähren erstickte ebenso schnell wieder wie der Brand auf der Fremantle Highway. Schon vor dem Unglück hatten einige wenige Reedereien entschieden, keine Stromer auf ihren Schiffen zu befördern. Die Brandgefahr von E-Autos sei nicht größer als die von Verbrennern, sagte hingegen ein Sprecher der großen Reederei Stena Line nach dem Unglück.

Weitere Zwischenfälle gab es seit dem Brand auf der Fremantle Highway auf großen Autotransportern nicht. Doch zumindest der Küstenschutz steht seit der Havarie der Fremantle Highway vor der niederländischen Wattenmeerküste wieder stärker im Fokus als noch vor dem Unglück.

Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), ein Dachverband von rund 200 Kommunen, Naturschutzvereinen und Verbänden, rechnet auch angesichts einer stärkeren industriellen Nutzung des Meeres mit einer steigenden Gefahr durch den Schiffsverkehr in der südlichen Nordsee.

Das Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer soll besser geschützt werden. So wird in einem kürzlich vom trilateralen Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven veröffentlichten Bericht vorgeschlagen, die Nutzung einer tieferen Fahrwasserroute in der Deutschen Bucht, weiter von der Küste entfernt, für mehr Schiffe vorzuschreiben. (mit Material von dpa)