Flottenmarkt: Elektro-Flaute ist vorbei

Der deutsche Flottenmarkt hat seine Zurückhaltung bei E-Autos vollends hinter sich gelassen. Hatten im relevanten Flottenmarkt nach dem Förder-Aus lediglich 14 Prozent der Neuzulassungen im November 2023 einen rein elektrischen Antrieb, sind es im November 2024 wieder 20 Prozent beziehungsweise 15.700 Fahrzeuge. "Zumindest die Firmenkunden sind bei der Antriebswende wieder auf Kurs", sagt Benjamin Kibies Senior Automotive Analyst beim Marktdatenexperten Dataforce.

Insgesamt verlor der Flottenmarkt im November 2024 unter dem Eindruck eines fehlenden Arbeitstags im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 Prozent auf rund 79.200 Fahrzeuge. Aufgrund des starken ersten Quartals 2024 werde die Prognose von 911.000 Flotten-Neuzulassungen aber voraussichtlich erreicht.

Für 2025 prognostiziert Dataforce einen weiteren Elektrifizierungs-Schub. "Das breitere Modellangebot sowie attraktivere Preise und der Ausbau der Ladeinfrastruktur erlauben eine Steigerung des BEV-Anteils auf 25 Prozent", erklärt Kibies.

Das werde als Nebeneffekt die Leasingquote in Firmenflotten stützen, meint Kibies. "Der Leasinganteil bei BEV ist um 50 Prozent höher als bei Verbrennern". Steigt dementsprechend der E-Anteil, wirkt sich das unmittelbar auf den Leasinganteil aus. Dieser liegt über alle Antriebsformen hinweg bei aktuell 43,5 Prozent.

Indem sie die Fahrzeuge leasen, anstatt zu kaufen, sichern sich Flottenbetreiber gegen das Restwertrisiko von E-Autos ab. Aufgrund des rasanten technischen Fortschritts bei Neuwagen, der Unsicherheit vieler Verbraucher im Hinblick auf Batterie und Lademöglichkeiten erzielen BEV auf dem Gebrauchtwagenmarkt signifikant schlechtere Preise als vergleichbare Verbrenner. Nach aktuellen Zahlen der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) erzielen dreijährige Benziner im Schnitt noch 64 Prozent des Listenneupreises. Vergleichbare E-Autos kommen gerade einmal auf 51 Prozent.

Parallel zu den BEV erleben auch Plug-in-Hybride (PHEV) wieder eine kleine Renaissance. Ihr Anteil in den Flotten stieg im November um 26 Prozent auf knapp 14 Prozent Marktanteil. Das sind 10.800 Autos. "Um für die Übergangszeit Kraftstoff und CO2 einzusparen, schauen die Flotten auch wieder stärker auf Plug-In Hybride", so Kibies.

Dafür wären theoretisch auch Vollhybride geeignet, die kurze Strecken rein elektrisch zurücklegen können, aber anders als PHEV nicht extern geladen werden können. Im November setzten lediglich 2,2 Prozent der Firmenwagen auf diesen Antrieb.

Über den bisherigen Jahresverlauf waren es 2,4 Prozent. Damit ist Deutschland beim Hybrideinsatz das Schlusslicht unter den 16 von Dataforce untersuchten europäischen Flottenmärkten. Am beliebtesten sind Hybride als Flottenfahrzeuge in Polen (21,8 %) und in Frankreich (19,2 %).

Hauptgrund für das schlechte Abschneiden ist, dass Vollhybride vor allem von Toyota und Renault vorangetrieben werden. Beide spielen mit 2,7 und 1,0 Prozent Marktanteil im November aber kaum eine Rolle im deutschen Flottenmarkt.

Hier dominiert der VW-Konzern mit aktuell 44,9 Prozent. Vor allem Skoda setzt seinen Lauf fort und belegt mit 12,8 Prozent Marktanteil Platz zwei hinter VW (20 Prozent) und vor BMW (12,2 Prozent) und Mercedes (12,1 Prozent). Der Skoda Octavia war mit 2.881 Autos das beliebteste Einzelmodell in Flotten, gefolgt von VW Passat (2.734) und dem rein elektrischen Skoda Enyaq (2.392).