Nissan-Aktion weckt bei Händlern Zweifel

Nissan hat seine Partner auf ein hartes Jahr vorbereitet, aber dass es so hart kommt, haben wohl die wenigstens gedacht. Im Mai rutschte das japanische Fabrikat in Deutschland auf einen Marktanteil von gerade noch 0,8 Prozent.

Laut Kraftfahrtbundesamt kamen deutlich weniger als 2000 Nissan-Pkw neu auf die Straßen. Mit einer weiteren Abnahmeaktion will der Hersteller nur für mehr Volumen sorgen.

Doch erstmals unterstützt der Nissan-Händlerverband eine Aktion des Herstellers nicht: „Wir wollen diese neue Abnahme nicht boykottieren, aber wir können der Aktion nicht unsere Zustimmung erteilen“, heißt es in einem Schreiben des Verbands an seine Mitglieder, das der Automobilwoche vorliegt.

Grundsätzlich ist der Verband offen gegenüber Aktionen und arbeitet konstruktiv mit dem Hersteller zusammen.

Doch die Situation im Handel ist zweigeteilt. Bei vielen Partnern fließen die Fahrzeuge nicht mehr ab. „Eine Menge Nissan-Händler haben noch reichlich Bestände aus den letzten Aktionen, also QQ (Qashqai, Anmerkung der Redaktion) und vor allem zahlreiche (und teure) X-Trail“, so der Händlerverband weiter. Andere Partner haben durchaus noch Kapazitäten.

Wer mitmacht, erhält zusätzliche zwei bis drei Prozent auf Juke, Qashqai und X-Trail. Die Gefahr, dass die zusätzlichen Anreize aufgrund der schwachen Nachfrage direkt an die Kunden weitergegeben werden, ist groß. So war es zumindest bei der Nissan-Aktion zuvor, als viele Partner die Stückprämie von 1200 Euro weiterreichten.

Nicht nur der zusätzliche Intrabrand-Wettbewerb geht auf die Restwerte der Fahrzeuge. Auch die Grauimporte: Frei Importeure holen beispielsweise Qashqai und X-Trail jenseits der Grenze und bieten sie mit Nachlässen von bis zu 35 Prozent an.

„Das Maß der Importe, häufig junge Gebrauchtwagen, ist auf einem niedrigen Niveau“, so Vincent Ricoux, Geschäftsführer Nissan Deutschland. „Ob einzelne Angebote kritisch sind, prüfen wir anhand vorliegender Fakten. Zudem werden im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten Maßnahmen in die Wege geleitet.“

Der zunehmende Druck auf die Restwerte weckt bei Nissan-Partnern schlechte Erinnerungen an die nicht allzu ferne Vergangenheit: Vor knapp einem Jahrzehnt wollte Nissan mit rund 100.000 verkauften Fahrzeugen auf drei Prozent Marktanteile kommen.

Als die Nachfrage stockte, drückte der Hersteller die Fahrzeuge über taktische Zulassungen in den Markt, bis die Händler-Höfe so voll waren, dass nichts mehr abfloss. Die Partner brauchten mehrere Jahre, um auf ein normales Niveau zurückzukommen.

Davon sind Nissan und seine Partner noch entfernt. Doch die Marke braucht dringend neuen Schwung, will sie nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Neueren Modelle wie das E-Auto Ariya hatten zuletzt nicht den erhofften Erfolg, vor allem das Aus des Kleinwagens Micra schmerzte die Händler. Die Kooperation mit Silence im L7e-Segment ist dafür kein Ersatz.

Der Hersteller hofft auf die nächsten Monate. Dann sollen neue Modelle für mehr Schwung sorgen. „Rückenwind sollten uns der neue Nissan Juke, der neue Qashqai und der neue Interstar liefern“, so Ricoux. Mit Blick auf das Geschäftsjahr, das bei Nissan Ende März endet, will er das Vorjahresniveau erreichen.

Laut Kraftfahrtbundesamt hat Nissan im vergangenen Jahr mit knapp 32.000 Pkw-Neuzulassungen in Deutschland einen Marktanteil von 1,1 Prozent.